Ende November beginnt der Weltcup

Event-Datum: 
Samstag, 30 Oktober, 2021
Erst in zwei Wochen fallen die letzten Entscheidungen, wer in Östersund dabei sein darf.
In weniger als einem Monat beginnt, der Biathlon-Weltcup, 99 Tage sind es noch, bis in Peking die ersten Medaillen vergeben werden. Wer dann für Deutschland an den Start geht, ist noch nicht sicher. Denn die Qualifikation wurde umgestellt, die deutschen Meisterschaften im September sind kein ausschlaggebendes Kriterium mehr.
„Die Entscheidung, wer startet, muss kurz vor dem Saisonstart und auf Schnee fallen. Nicht im September auf Skirollern", sagt der Sportliche Leiter Bernd Eisenbichler entschieden. Er ist gerade beim Frauen-Team, das in Antholz trainiert, ehe es am Sonntag für zehn Tage nach Davos auf den Schnee geht. Die Lehrgangsgruppe 1a um Franziska Preuß, Vanessa Hinz, Denise Herrmann und Janina Hettich holt sich hier den letzten Schliff. Diese vier sind gesetzt, wenn am letzten November-Wochenende der Weltcup in Östersund startet. Der Kampf um die verbleibenden beiden Tickets ist am 17. und 18. Dezember in Obertilliach. Vergeben werden hier auch die Startplätze für den Start im IBU-Cup und im lBU-Junior-Cup. „AIle unsere Kader-Athleten sind dabei, die Landesverbände können aber auch  andere Sportler vom Junioren-Alter aufwärts schicken", sagt Eisenbichler.
            Bei den Männern fällt die Entscheidung in Lappland. Das Top-Team um die gesetzten Benedikt Doll, Roman Rees, Erik Leser und Philipp Nawrath fliegt am 9. November nach Muonio. „Philipp Lipowitz und Johannes Donhauser haben wir nach Trainerentscheid dazu genommen", sagt Eisenbichler. Der Junioren-Weltmeister vom DAV Ulm und der 27-lährige Bayer Donhauser hatten auch auf Skirollern überzeugt, aber eben nicht nur. „Die Entscheidung ist beim Lehrgang auf dem Dachstein gefallen", sagt Eisenbichler. Für die beiden geht es nun gegen Johannes Kühn, Philipp Horn und Justus Strelow um die beiden verbliebenen Tickets.
            Im April 2019 hat Bernd Eisenbichler den Job beim DSV übernommen, um mit neuen Impulsen den erfolgsverwöhnten deutschen Verband in die Zukunft zu führen. Denn schon da war klar, dass hinter den Stars eine Lücke klafft. Der Großteil der Leistungsträger hat die 30 überschritten, auch in der zweiten Reihe sind manche schon älter – besonders bei den Frauen. „Spätestens nach der WM in Oberhof wird es einen Umbruch geben", sagt Eisenbichler. „Wir haben guten Nachwuchs. Aber wir müssen nur beim Übergang vom Junioren- in den Seniorenbereich systematischer werden. Da sind wir dran.“
            Mehr gemeinsame, übergreifende Lehrgänge, statt an den Stützpunkten nur im eigenen Saft zu kochen, ist ein Mittel. Mehr Personal nicht nur für die Spitze, viel wird wissenschaftlich untermauert, und zwar von den Jugendklassen an. „Wir holen die Sportler zusammen und wollen sie früher an das hohe Niveau heranzuführen. Andere Nationen haben das vorgemacht“ sagt Eisenbichler und schaut dabei nicht nur nach Norwegen. „Vor allem kleinere Nationen tun sich vielleicht leichter. Wenn es oben dicht ist, weil die Athleten die Leistung bringen, ist das ja positiv aber es gibt für den Nachwuchs nicht so viele Chancen.“
            Es gibt keine festen Teams für Weltcup und IBU-Cup, auch im IBU-Junior-Cup soll gewechselt werden. Wer sich anbietet, soll seine Chance bekommen. So wie der 22-jährige Lipowitz, Justus Strelow (24) oder Vanessa Voigt (24), die als IBU-Cup-Gesamtsiegerin der Vorsaison einen persönlichen Startplatz beim Weltcup-Auftakt hat.
            Der Einstieg bei den Senioren ist der zweite Knackpunkt in einer Biathlon-Karriere, der erste ist bereits früher, wenn die Athleten die Schule verlassen. „Es ist ein großes Glück, dass wir die Behördenplätze haben. Das haben andere Nationen nicht“,  sagt Eisenbichler. Wer aber bei Zoll, Bundespolizei oder Bundeswehr nicht unterkommt, vielleicht weil es in der entscheidenden Saison nicht lief, für den wird es schwer. Das weiß auch der Sportliche Leiter: „Biathlon kann man nicht nebenher machen, die wenigsten Eltern können das finanzieren.“
Deshalb ist er froh, dass der DSV jetzt noch mit Sponsor DKB Stipendien für jeweils ein Jahr anbieten kann - für Sportler, die Knapp am Behördenplatz vorbeigeschrammt sind.
 
Atmosphärisch beschränkt
Bei den deutschen Meisterschaften im Sommer haben sich einige junge Sportler in der nationalen Spitze gezeigt. Obwohl es keine Weltcup-Qualifikation war, sahen die Fans am Arber hochkarätige Wettkämpfe - und die Sportler endlich wieder Fans. „Wir hoffen darauf, dass es so bleibt“, sagt Eisenbichler.
            Wenn in weniger als 100 Tagen die Spiele in Peking beginnen, wird es mit der Stimmung eher mau aussehen. „Wir wissen, dass es atmosphärisch beschränkt sein wird, auch wegen der Corona-Situation“, drückt es Eisenbichler vorsichtig aus. Trotzdem seien es immer noch Olympische Spiele und das habe bei den Sportlern einen großen Stellenwert. Weit mehr dürften sich alle aber auf 2023 freuen - dann ist Heim-Weltmeisterschaft in Oberhof. „Da haben wir alle sehr viel Bock drauf", sagt der Chef.
 
Der Mann an der Spitze
Wechsel  Der 46-jährige Bernd Eisenbichler hat vor drei Jahren im Deutschen Skiverband die Nachfolge von Björn Weisheit angetreten, der zuvor 16 Jahre Sportlicher Leiter war, In dieser Zeit holten deutsche Biathleten 101 Medaillen bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften.
Karriere  Eisenbichler stammt aus Frasdorf bei Rosenheim, wo er inzwischen auch wieder lebt. Von 1999 bis zu seinem Wechsel zum DSV war er in leitender Position in den USA tätig und hat dort den Biathlon-Verband mit aufgebaut.
30.10.2021 Quelle: SWP, von Ute Gallbronner
geschrieben: 1. November 2021 - 12:09 ; letzte Änderung: 1. November 2021 - 12:16