IBU-Weltmeisterschaft, Massenstartsieg für Marte Olsbu Røiseland

Event-Datum: 
Sonntag, 23 Februar, 2020
Marte Olsbu Røiseland Massenstartaufholjagd beschert ihr Gold Nummer fünf
 
Marte Olsbu Røiseland aus Norwegen ist für ihre brillanten Schlussrunden bekannt. Heute hat sie die wahrscheinlich eindrucksvollste ihrer Karriere aus dem Hut gezaubert. Sie fing kurz vorm Ziel Dorothea Wierer aus Italien ein und krönte sich zur IBU Massenstartweltmeisterin. Die Norwegerin lag nach zwei Strafrunden in den Liegendeinlagen auf Rang 22, über eine Minute hinter der Führenden. Stehend blieb sie zweimal fehlerfrei und sicherte sich so ihre fünfte Goldmedaille in 39:14. Wierer landete nach drei Strafrunden 20,7 Sekunden hinter Olsbu Røiseland auf dem Silberrang. Die Schwedin Hanna Oeberg holte nach zwei vierten und einem fünften Platz bei diesen Weltmeisterschaften endlich eine Medaille: Sie gewann Bronze mit drei Strafrunden und einem Rückstand von 26,1 Sekunden.
 
Insgesamt sieben Medaillen
Olsbu Røiseland holte in jedem WM-Rennen in Antholz eine Medaille (5 Gold, 2 Bronze). Sie konnte es selbst kaum fassen. Im Ziel sagte sie voller Emotionen: „Ich bin so glücklich. Als das Rennen begann, war ich unglaublich müde und bin zurückgefallen (Rang 22). Ich sagte mir: ‚Okay, freu dich, denn du hattest eine tolle WM. Mach einfach weiter‘. Dann habe ich stehend getroffen. Plötzlich lag ich kurz hinter dem Goldrang. Hätte mir das jemand vor dem Start gesagt, hätte ich es nicht geglaubt.“
 
Jagd nach Gold
In Hinblick auf ihre spektakuläre Schlussrunde fügte sie hinzu: „Ich dachte… wow, du kämpfst um eine Medaille. Ich musste die anderen hinter mir lassen. Dann riefen mir die Trainer zu: ‚Du kannst Gold holen. Sie ist müde‘. Ich dachte: ‚Okay, ich muss es versuchen.‘ Und darüber bin ich sehr froh!“
 
Monika Hojnisz-Starega aus Polen wurde Vierte mit zwei Strafrunden und einem Rückstand von 29,1 Sekunden. Platz fünf ging an die Französin Julia Simon. Sie schoss ebenfalls zwei Fehler und lag im Ziel 45,1 Sekunden zurück. Sechste wurde Ekaterina Yurlova-Percht aus Russland. An ihrem 35. Geburtstag musste sie zweimal in die Strafrunde und landete 52 Sekunden hinter der Siegerin.
 
Erste Runde: Wierer und Herrmann
Die Damen gingen unter einem bewölkten Himmel und bei Temperaturen um +1°C in ihr letztes WM-Rennen. Am Schießstand wehte eine leichte Brise. Wierer und Denise Herrmann führten zusammen mit Olsbu Røiseland auf der ersten 2,5km-Runde das Feld aus 30 Starterinnen an. Alle drei schossen beim ersten Liegendanschlag Fehler. Julia Simon und Katharina Innerhofer übernahmen die Führung. Insgesamt blieben 16 Damen fehlerfrei, darunter Eckhoff, Mäkäräinen und Preuss. Alle lagen innerhalb von acht Sekunden.
 
Innerhofer auf 1; Olsbu Røiseland auf 22
Die Österreicherin schoss beim zweiten Liegenddurchgang auf Bahn eins und räumte erneut alle Scheiben ab. Sie ging als Erste zurück auf die Strecke, hin zum ersten Stehendschießen. Herrmann und Wierer blieben ebenfalls fehlerfrei und schoben sich auf die Plätze vier und fünf nach vorn, direkt hinter Hojnisz-Starega. Eckhoff ließ eine Scheibe stehen und fiel 34 Sekunden zurück. Nach zwei Schießeinlagen hatten nur acht Damen eine Null hinter ihrem Namen stehen. Olsbu Røiseland fiel nach Fehler Nummer zwei auf Platz 22 zurück.
 
Simon in Führung
Innerhofer, Wierer, Herrmann und Hojnisz-Starega setzten sich vor dem ersten Stehendschießen vom Rest des Feldes ab. Simon war als Fünfte auf die nächste Runde gegangen und schoss nun tadellos, ebenso wie Oeberg. Sie gingen aus den Plätzen eins und zwei aus dem Stadion, während die Führungsgruppe komplett in die Strafrunde musste. Wierer und Hojnisz-Starega schossen nur einen Fehler und blieben im Rennen um die Medaillen mit einem Rückstand von 20,8 bzw. 28,4 Sekunden. Herrmanns vier Strafrunden beendeten ihren Traum von Edelmetall. Olsbu Røiseland räumte alle fünf Scheiben ab, begann ihre Aufholjagd und schob sich auf Rang neun nach vorn.
 
Wierer und Olsbu Røiseland
Simon behauptete auf den folgenden 2,5 km die Führung, doch Wierer und Oeberg waren ihr dicht auf den Fersen. Simon traf die ersten drei Scheiben, verfehlte dann aber die letzten beiden. Wierer setzte ihren letzten Schuss daneben, während Oeberg zwei Fehler schoss. Wierer ging als Führende aus der Strafrunde und Olsbu Røiseland schob sich nach einer erneuten fehlerfreien Einlage auf Platz zwei, 14 Sekunden hinter der Italienerin. Zwischen Oeberg, Simon und Hojnisz-Starega entwickelte sich 25 Sekunden hinter der Spitze ein heißer Kampf um Bronze.
 
Olsbu Røiseland dominiert Schlussrunde
Die Norwegerin dominierte die letzte Runde. Sie lief bis auf sechs Sekunden an Wierer heran. Jeder Stockeinsatz brachte sie näher an Gold heran. 300 Meter vor dem Ziel hatte sie Wierer eingeholt. Die Italienerin war völlig erschöpft. Olsbu Røiseland ging in der letzten Abfahrt Richtung Brücke in Führung und konnte von diesem Zeitpunkt an ungefährdet Richtung Gold laufen. Sie sicherte sich Goldmedaille Nummer fünf und brach im Ziel erschöpft zusammen. Wierer überquerte langsam die Ziellinie und holte Silber, während sich Oeberg im Kampf um Bronze durchsetzte.
 
Entspannte Oeberg
Oeberg erklärte, wie sie sich heute mental auf den Kampf um Bronze eingestellt hatte: „Am meisten haben mir meine Teamkameraden geholfen. Sie waren gestern für mich da. Meine Schwester Elvira und mein Freund Jesper haben mich getröstet und mich gestern Abend auf andere Gedanken gebracht. Ich denke, es war sehr wichtig, nicht an den heutigen Wettkampf, Medaillen oder Ergebnisse zu denken, sondern einfach zu entspannen.“
Quelle: biathlonworld.com
geschrieben: 24. Februar 2020 - 13:38 ; letzte Änderung: 19. April 2024 - 10:49