IBU Weltmeisterschaft, Gold für Martin Fourcade im Einzel über 20km

Event-Datum: 
Mittwoch, 19 Februar, 2020
Martin Fourcade aus Frankreich übernahm nach dem ersten Stehendschießen die Kontrolle im Einzel der Herren über 20 km und dominierte ab diesem Zeitpunkt das Rennen. Er konnte heute Nachmittag sich zum vierten Mal in seiner Karriere IBU WM-Gold in dieser Disziplin sicher. Der Träger des Gelben Trikots ließ nur die letzte von 20 Scheiben stehen und siegte in 49:43,1. Der Norweger Johannes Thingnes Boe schoss zwei Fehler und holte Silber, 57 Sekunden hinter Fourcade. Bronze ging an den Österreicher Dominik Landertinger. Er setzte einen Schuss daneben und lag im Ziel 1:22,1 zurück.

 Letzter Schuss: „Hätte fallen müssen“
Fourcade sicherte sich heute seine erste IBU WM-Goldmedaille seit seinem Verfolgungssieg in Hochfilzen 2017. Doch er war nicht glücklich mit seinem letzten Schuss. „Ich war so enttäuscht, denn nach den 19 Treffern hätte auch die letzte Scheibe fallen müssen. Ich habe mich über mich selbst geärgert, aber das ist jetzt egal. Ich bin wieder Weltmeister.“
 
Zweifel und Albträume überwinden
Fourcade war mehr als nur zufrieden mit seiner heutigen Leistung. Er fügte hinzu: „Wie Sie wissen, war die vergangene Saison sehr schwierig für mich. Ich bin so stolz, dass ich mich zurückgekämpft und meine Zweifel und Albträume überwunden habe. Heute Weltmeister geworden zu sein, bedeutet mir unglaublich viel. Vielleicht mehr, als alle anderen Titel zuvor.“
 
Jakov Fak aus Slowenien sicherte sich mit einem Fehler und einem Abstand von 1:30,2 Rang vier. Fünfter wurde der Schweizer Benjamin Weger mit zwei Fehlschüssen und einem Rückstand von 2:25,5. Platz sechs ging an Tarjei Boe, der nach 3 Fehlern 2:32,6 zurücklag.
 
Windig und grau; Tarjei in Führung
Auch heute waren die Bedingungen in Antholz absolut WM-tauglich, obwohl die Sonne sich hinter grauen Wolken versteckte. Es herrschten Temperaturen um 2°C. Ein starker Wind fegte von links über den Schießstand und machte in einem Wettkampf, in welchem jeder Fehler eine Strafminute bedeutet, die Schießeinlagen zu einer wahren Herausforderung. So blieb auch nur einer von insgesamt 105 Startern fehlerfrei: Leif Nordgren aus den USA schaffte mit Rang 8 und vier fehlerfreien Durchgängen seine Karrierebestleistung.
 
Beim ersten Liegendschießen räumten noch viele Athleten alle Scheiben ab, darunter Tarjei Boe, der mit einem Vorsprung von 10 Sekunden in Führung ging. Fak, der IBU Weltmeister von 2012, folgte eine Minute später und ließ ebenfalls keine Scheibe stehen. Fourcade schoss wie immer eher verhalten, aber sauber und lag nur vier Sekunden hinter Tarjei. Titelverteidiger Arnd Peiffer warf mit einem sauberen Schießen ebenfalls den Fehdehandschuh in den Ring. Er lag zwischenzeitlich auf Rang zwei, verabschiedete sich aber später mit fünf Strafrunden aus dem Kampf um die Medaillen. Johannes verfehlte gleich den letzten Schuss beim ersten Schießen und ging 44 Sekunden hinter seinem Bruder auf die nächste Runde. Edelmetall war aber noch immer in Reichweite.
 
Fourcade übernimmt Kontrolle
Landertinger war der Erste, der 10/10 traf. Tarjei setzte einen Schuss daneben, flog aber über den Schnee und lag nur 17 Sekunden zurück. Fourcade kam mit Bestzeit zum Schießstand, schoss etwas schneller als liegend, traf und ging mit fast einer Minute Vorsprung in Führung. Peiffer ließ zwei Scheiben stehen und fiel zurück. Johannes kämpfte mit dem Wind, blieb aber stehend fehlerfrei und schob sich 35 Sekunden hinter Fourcade.
 
15 von 15
Fourcade behielt mit einem sehr langsamen, aber perfekten dritten Schießen die Kontrolle über das Feld. Seine 15 Treffer brachten ihm einen Vorsprung von 55 Sekunden auf den ebenfalls tadellos schießenden Landertinger ein. Tarjei blieb dem Führenden mit einer perfekten Schießeinlage auf den Fersen, lag aber 20 Sekunden hinter dem Österreicher auf Rang drei. Auch Fak leistete sich eine Minute später keinen Patzer und schob sich hinter Tarjei. Johannes zog mit seinem fehlerfreien Schießen die Spannungsschrauben an. Er eroberte Rang zwei, nur 30 Sekunden hinter Fourcade.
 
Fehler beim letzten Stehendschießen
Landertinger verpasste knapp ein perfektes Rennen und ließ die letzte Scheibe im entscheidenden Stehendschießen stehen. Tarjei verfehlte gleich zwei Scheiben und musste seine Medaillenhoffnungen begraben. Fak traf die ersten vier Schuss, baute den Anschlag dann noch einmal neu auf, brachte auch Scheibe Nummer fünf zu Fall und setzte sich 17 Sekunden vor Landertinger auf Rang eins. Fourcade kam mit einem Vorsprung von 2:13 zum letzten Schießen, schoss langsam und verfehlte dennoch den letzten Schuss. Sein Gesicht sprach Bände, doch er behauptete noch immer einen Vorsprung von 1:08 vor Fak. Johannes schoss auf der windgeschützten Bahn 30, ließ aber ebenfalls eine Scheibe stehen und ging 38 Sekunden hinter seinem französischen Rivalen auf die Schlussrunde.
 
Sicherer Sieg
Fourcade zündete auf der letzten Runde den Turbo und lag im Ziel 1:22 vor Landertinger. Johannes kämpfte sich wenige Sekunden näher heran, doch es reichte nicht. Am Ende wurde er Zweiter, vor dem Österreicher. Fak hatte auf der Schlussrunde nicht mehr die Kraft, in den Kampf um die Medaillen einzugreifen.
 
Kein Stress für Johannes
Johannes machte sich nach seiner frühen Strafminute keinen Stress. „Ich habe kaum darüber nachgedacht. Ich habe mich auf die nächste Runde und den Rest des Rennens konzentriert. Denn ich hatte ja immer noch die Chance auf 19/20. Das hat mich nicht gestresst… Ich war sogar noch in der Lage, Gold zu gewinnen, als Martin seinen letzten Schuss daneben setzte… Ich habe mich über diese Chance gefreut und mir gesagt, dass ich es schaffen kann. Ich denke, ich hatte heute den Druck weniger gut unter Kontrolle, denn mein Stehendschießen war nicht so gut… Silber ist genau das, was ich verdient habe.“
 
„Mehr als erwartet“
Landertinger gab zu, dass er nach Jahren voller Rückenprobleme, die sich auch in dieser Saison wieder zurückgemeldet hatten, nur dank seit Weihnachten erfolgreich durchlaufener Physiotherapie heute auf dem Bronzeplatz gelandet war. Diese Medaille war „mehr als ich erwartet habe“.
Quelle: biathlonworld.com
 
Für die deutschen Biathleten entschied sich der Wettkampf wieder einmal am Schießstand, und verpassten mit ihren Schießleistungen deutlich die Podestplätze.
Mit 4 Strafminuten und einem Rückstand von 3:54,7 auf Platz 12 lieferte Benedikt Doll noch das beste Resultat.
Auch der bei den letzten Wettkämpfen laufstarke Philipp Horn kam nicht an seine bisherige Laufleistung heran, lud sich ebenfalls 4 Strafminuten auf und landete mit einem Rückstand von 4:23,0 auf Platz 21.
Johannes Kühn lies gleich beim ersten Schießen zwei Scheiben stehen. Im Endergebnis waren es deren 5, was einen Rückstand von 4:54,3 ergab, Platz 26.
Auch bei Philipp Nawrath blieben 5 Scheiben stehen, gleich 5 Strafminuten. Philipp kam jedoch nicht an die Laufleistung von Johannes Kühn heran, landete mit einem Rückstand von 6:39,8 auf Platz 47.
Arnd Peiffer lag bis nach dem 3. Schießen mit zwei Strafminuten noch gut im Rennen. Beim letzten Schießen blieben jedoch 4 Scheiben schwarz. Mit einem Rückstand von 6:49,3, und 6 Strafminuten, landete der Titelverteidiger auf Platz 50.
geschrieben: 19. Februar 2020 - 18:56 ; letzte Änderung: 19. April 2024 - 11:04