Johannes Thingnes Boe mit Start-Ziel-Sieg im Massenstart

Event-Datum: 
Sonntag, 22 Dezember, 2019
Johannes Thingnes Boe meisterhaft im Massenstart von Le Grand Bornand
Bei nassen, mühsamen Bedingungen lieferte der Norweger Johannes Thingnes Boe heute Nachmittag wieder einmal eine meisterhafte Leistung ab und gewann den Massenstart von Le Grand Bornand in 41:36,3. Vom Start bis ins Ziel kam niemand an ihn heran, nur eine Scheibe von 20 blieb stehen. Dem Franzosen Emilien Jacquelin gelang die nächste persönliche Bestleistung auf Platz zwei, ebenfalls mit einem Fehler und 42,1 Sekunden Rückstand. Platz drei ging an den älteren Boe-Bruder Tarjei mit einem Fehler und 51,8 Sekunden Rückstand.
 
Beste Ski
Gute Ski waren heute laut dem Sieger entscheidend. „Ich habe ein paar gute Tage auf den Skiern gehabt. Meine Ski waren heute vermutlich die besten der ganzen Mannschaft, also ein großes Dankeschön dafür. Bei diesen schwierigen Bedingungen kann man viel Kraft sparen, wenn das Material stimmt. Ich habe versucht, die gesparte Kraft zu nutzen um mich ein paar Sekunden nach vorn abzusetzen, und es war ein großer Erfolg.“
 
Top sechs: Dreimal Norwegen, dreimal Frankreich

Jacquelins Mannschaftskameraden Quentin Fillon Maillet und Martin Fourcade belegten die Plätze vier und fünf mit zwei und einem Fehler. Nach einem Zweikampf auf der letzten Runde lagen sie nur 1,5 Sekunden auseinander. Sechster wurde Johannes Dale mit zwei Fehlern und 1:51,9 Rückstand, sodass Frankreich und Norwegen die ersten sechs Plätze unter sich aufteilten.
 
Verregneter Nachmittag, Brüder in Führung
Beim ersten Massenstart der Saison mussten 30 Männer wieder bei nassem Wetter auf die Strecke. Aus tief hängenden Wolken fiel beständiger Regen, und bei Temperaturen knapp über null Grad war die Windstille am Schießstand ein schwacher Trost. Die Boe-Brüder gingen gleich vom Start weg in Führung und absolvierten die erste Laufrunde mit einem französischen Quartett auf den Fersen. Das norwegische Duo setzte beim ersten Liegendschießen fünf mühelose Treffer, Johannes gewann ein paar Sekunden auf seinen Bruder, Jacquelin und Fillon Maillet, und weitere 10 Sekunden dahinter folgten schon Fourcade und Desthieux.
 
Auch durchs zweite Liegendschießen kam Johanes mit weißer Weste und war auf und davon, bevor irgendjemand anderes einen Schuss abgegeben hatte. Jacquelin und Tarjei taten es ihm gleich, lagen aber 15 Sekunden zurück. Auf Rang vier lag Fillon Maillet. Zur Rennmitte hatte der Mann im gelben Trikot schon 28 Sekunden Vorsprung auf Jacquelin und Tarjei, und Fillon Maillet lag über eine Minute zurück.
 
Ein Fehler im Stehendanschlag
Der regennasse Schnee war extrem langsam, und alle Starter einschließlich des Führenden hatten auf dem Weg zum ersten Stehendschießen zu kämpfen. Eine Strafrunde für Johannes ließ seinen Vorsprung auf 25 Sekunden schrumpfen. Sein Bruder kam fehlerfrei durch und folgte ihm auf Rang zwei, während Jacquelin in die Runde musste. Fourcade setzte fünf Treffer und schob sich vor auf Rang vier.
 
Vorsprung wächst, Jacquelin arbeitet sich vor
Zur Zwischenzeit bei 11 km war der Abstand zwischen den Brüdern auf 34 Sekunden angewachsen. Jacquelin verteidigte Rang drei, allerdings mit 50 Sekunden Rückstand. Johannes besiegelte seinen Sieg mit fünf weiteren perfekten Treffern. Sein Bruder patzte einmal und ging in die Strafrunde, was die Tür für Jacquelin öffnete. Er schoss extrem schnell und ging als Zweiter wieder auf die Runde, 10,8 Sekunden vor Tarjei. Fillon Maillet und Fourcade lagen weitere 15 Sekunden zurück und duellierten sich um Platz vier.
 
Autopilot und Ermüdung
Wie schon in der Verfolgung schaltete der Führende für seine letzte Wettkampfrunde 2019 den Autopiloten ein. Sein Bruder versuchte noch, Jacquelin einzuholen, hatte aber keine Chance: Die Podestplätze standen fest. Die Ermüdung bei diesen harten Bedingungen war Johannes anzusehen, als er im Ziel matt dem Publikum winkte. Jacquelin hingegen jubilierte, animierte das Publikum zu Begeisterungsstürmen und warf seine Skistöcke ins Ziel, als er über die Ziellinie kam.
 
In Form
Jacquelin kommentierte nach zwei Podestplätzen in dieser Woche seine Erfolge: „Das Ziel war, jetzt in Form zu sein, und so ist es auch. Es war ein wirklich schweres Rennen, so lang und mühsam mit dem Regen... Ich hätte nicht gedacht, dass ich den ganzen Dezember in Form bleiben kann, also freut mich das wirklich sehr.“
Quelle: biathlonworld.com
 
Vom deutschen Team hatten sich fünf Starter für den ersten Massenstart der Saison qualifiziert, Benedikt Doll, Johannes Kühn, Arnd Peiffer, Philipp Horn und Simon Schempp.
Arnd Peiffer, heute auf Platz 7, kam mit den widrigen Bedingungen in der Loipe am besten zu Recht, leistete sich im Liegendanschlag jeweils einen Fehler und kam mit einem Rückstand von 1:53,9 min. ins Ziel.
Arnd Peiffer: „Hat irgendwie keinen Spaß gemacht. Die Strecke war in der Mitte einigermaßen laufbar, aber links und rechts hat man sich fast überschlagen. Die Strecke ist auch relativ eng, für Massenstart völlig ungeeignet, hat man mit dem Sturz von Johannes Kühn auch gesehen. Das Feld war dann weit zerrissen, es gab dann noch einen Sturz, und man kommt dann gefühlt schon mit einer Strafrunde Rückstand zum ersten Schießstand. Da fragt man sich was man eigentlich hier macht. War ein total absurdes Rennen hab versucht über das Schießen einigermaßen etwas gut zu machen und bin dann besser ins Rennen reingekommen.“
Bei Johannes Kühn ging gleich zu Beginn des Rennens, nach einem Zusammenstoß, ein Ski zu Bruch, musste diesen wechseln, verlor über 2 Minuten, musste dem Feld hinterherlaufen. Dank seiner 20 Treffer konnte er sich jedoch mit sehr guter Laufleistung noch auf Platz 14 vorarbeiten, Rückstand 2:37,4 min.
Benedikt Doll hatte kein gutes Material unter den Beinen, quälte sich über die nasse Piste. Mit 2 Strafrunden und einem Rückstand von 3:05,4 min landete er auf Platz 16.
Nach Platz 10 im Verfolgungsrennen lag Simon Schempp bis zum letzten Schießen auf aussichtsreicher Position, leistete sich hier jedoch zwei Strafrunden und fiel mit insgesamt vier Schießfehlern auf Platz 24 zurück.
Auch Philipp Horn erwischte heute keinen Sahnetag, musste im Liegendschießen jeweils zweimal eine „Ehrenrunde“ drehen. Mit insgesamt 5 Schießfehlern und einem Rückstand von 5:16,9 min. landete er auf Platz 28 der 30 Starter.
 
Nach der Weihnachtspause geht es für die Weltcup-Athleten und Athletinnen ab dem 9. Januar in Oberhof um die nächsten Weltcuppunkte und die weitere Qualifikation für die Weltmeisterschaft im Südtiroler Antholz, vom 12.- 23. Februar 2020.
geschrieben: 23. Dezember 2019 - 11:20 ; letzte Änderung: 19. April 2024 - 11:21