Johannes Thingnes Boe gewinnt den Sprint von Östersund

Event-Datum: 
Sonntag, 1 Dezember, 2019
Ein Fehler im Liegendschießen konnte Johannes Thingnes Boe aus Norwegen nicht aufhalten: Er sicherte sich den Sieg im Sprint der Herren beim BMW IBU Weltcup in Östersund in 24:18,3.
Nach seinem Patzer schoss der Norweger stehend tadellos, zog auf der Schlussrunde noch einmal das Tempo an und überholte seinen in Führung liegenden Bruder. Tarjei Boe leistete sich ebenfalls eine Strafrunde und wurde Zweiter, 19 Sekunden hinter seinem Bruder. Platz drei ging an Matvey Eliseev aus Russland, der fehlerfrei blieb und 19,9 Sekunden zurücklag.
 
Schießen ist Trumpf
„Nach seinem Sieg sagte Johannes: „Das Feld liegt dieses Jahr viel enger zusammen als letztes Jahr. Wir haben es an den Streckenzeiten gesehen und daran, wie wenig Abstand zwischen meinem Bruder und Martin lag. Gute Schießergebnisse sind diese Saison viel wichtiger als sonst.“
 
Vierter wurde Eliseevs Mannschaftskollege Alexander Loginov mit einer Strafrunde und einem Abstand von 27,1 Sekunden. Martin Fourcade aus Frankreich schoss zwei Fehler und kam auf Rang fünf, 27,9 Sekunden zurück. Platz sechs ging an Johannes Kühn aus Deutschland mit zwei Strafrunden und einem Rückstand von 28,7 Sekunden.
 
Zwei in Top 30 fehlerfrei
Der erste Sprint der Saison fand bei Sonnenschein und frostigen Temperaturen statt. Wieder wehte der unberechenbare Östersund-Wind über den Schießstand und ließ die Windfahnen in alle Richtungen tanzen. Das machte die Schießeinlagen zu einer besonderen Herausforderung, die nur zwei Athleten fehlerfrei meisterten: Thomas Bormolini aus Italien und Michael Krcmar aus Tschechien.
 
Tarjei führt
Tarjei war der erste Topathlet, der sich mit einem schnellen und sauberen Liegendschießen nach ganz vorn schieben konnte. Eliseev und Loginov blieben ebenfalls fehlerfrei, lagen aber 10 Sekunden hinter dem Norweger. Der später gestartete Johannes schoss liegend einmal daneben, während Fourcade alle Scheiben traf und sich vor Johannes älteren Bruder Tarjei schieben konnte. Der Abstand betrug allerdings weniger als eine Sekunde.
 
Tarjeis Stehendpatzer
Stehend räumte Loginov alle Scheiben ab und schob sich so nach ganz oben auf die Anzeigetafel. Tarjei feuerte kurz danach schnell vier perfekte Schüsse ab, zögerte aufgrund von Windböen vor Schuss Nummer fünf und setzte ihn dann daneben. Dennoch konnte er den Russen nach seiner Strafrunde um knappe 0,4 Sekunden von Platz eins verdrängen. Er sagte später: „Der Wind hier in Östersund ist immer eine Herausforderung. Alle Athleten versuchen, dieses Problem bestmöglich in den Griff zu bekommen. Vor dem Rennen habe ich mir geschworen, nie aufzugeben und beständig gegen den Wind anzukämpfen. Das habe ich gemacht. Vor dem letzten Schuss wehte…starker Wind. Ich habe es versucht, aber es hat nicht geklappt.“
 
Sauberes Comeback
Die größte Überraschung des Tages war Bormolini, der nach seinem perfekten Stehendschießen nur 5,3 Sekunden hinter dem führenden Tarjei lag. Zur gleichen Zeit war auch Johannes am Schießstad und leistete sich dieses Mal keinen Fehler, während Fourcade langsam schoss, aber zwei Scheiben stehenließ. Der jüngere der Boe-Brüder übernahm die Führung, doch schon wenige Minuten nach ihm kam Eliseev an den Stand, blieb fehlerfrei und schob sich neun Sekunden vor den Norweger.
 
Im Flug über die Loipe
Nach dem Stehendschießen kam Tarjei als Führender ins Ziel, doch sein Bruder überholte ihn. Johannes flog wieder einmal über den Schnee und machte bei jeder Zwischenzeit Boden gut, während Eliseevs Vorsprung schmolz. Der Russe verlor vom Stehendschießen bis zur Zwischenzeit bei 8,7 km 18 Sekunden und landete schließlich hinter den Boe-Brüdern und vor Loginov auf Rang drei.
 
Philosophisch
Johannes meinte nach seinem Sieg philosophisch: „Ich denke nicht, dass ich auf der Strecke so schnell bin wie vergangene Saison. Meine Kraft ist weg. Es wird diese Saison schwieriger, Sprintsiege einzufahren. Ich denke nicht, dass ich heute so gute Chancen auf den Sieg hatte wie letztes Jahr, aber am Ende hat es gereicht und darauf bin ich stolz.“
 
Besonderer Moment
Eliseev schaffte seinen ersten Treppchenplatz im Weltcup und sagte: „Mir wurde erst nach dem Stehendschießen klar, dass es für einen Podiumsplatz reichen könnte. Das war ein besonderer Moment. Ich habe wirklich alles gegeben, aber die Boe-Familie war schneller!“
Quelle: biathlonworld.com
 
Für die meisten deutschen Biathleten begann der Start in die Einzelwettkämpfe nicht nach Wunsch.
Als bester Deutscher erreichte Johannes Kühn mit 2 Strafrunden im Stehendanschlag, und einem Rückstand von 28,7 sec. einen beachtlichen 6. Platz und konnte mit seiner Leistung durchaus zufrieden sein.
Benedikt Doll leistete sich im Liegendanschlag wie im Stehendanschlag jeweils 2 Fehler und landete mit einem Rückstand von 1;28,7 min auf Platz 24.
Simon Schempp ließ im Liegendanschlag und Stehendanschlag jeweils eine Scheibe stehen konnte heute aber läuferisch nicht überzeugen und landete mit einem Rückstand von 1:43,1 min auf Platz 32.
Direkt dahinter einreihen durfte sich Erik Lesser, der wie Benni Doll auch jeweils 2 Strafrunden zusätzlich absolvieren musste.
Der Fünfte im deutschen Lager, Philipp Horn, musste gleich beim ersten Schießen 3 Strafrunden zusätzlich laufen, dazu noch eine Runde nach dem Stehendanschlag. Philipp landete mit einem Rückstand von 2:13,6 min auf Platz 57.
geschrieben: 2. Dezember 2019 - 17:11 ; letzte Änderung: 19. April 2024 - 11:24