Ruhpolding: Platz 2 im Sprint für Simon Schempp

Johannes Thingnes Boe aus Norwegen lief heute das gesamte Starterfeld in Grund und Boden. Mit einem fehlerfreien Schießen holte er sich den Sieg in 23:59,2 – 24,5 Sekunden vor Simon Schempp aus Deutschland, der ebenfalls alle Scheiben getroffen hatte. Der junge Norweger lag von Beginn an in Führung. Der dritte Platz ging an Schempps Mannschaftskollegen Arnd Peiffer, der eine Strafrunde schoss und im Ziel 57,5 Sekunden hinter Boe lag.
 Die nächsten drei Plätze holten sich Athleten, die jeweils einmal danebengeschossen hatten. Vierter wurde Anton Shipulin mit einem Rückstand von 1:04. Auf Platz fünf landete Andrejs Rastorgujevs, 1:05,9 hinter Boe, und Benedikt Doll aus Deutschland kam auf Rang sechs mit einem Rückstand von 1:06,7. Martin Fourcade, der Träger des Gelben und Roten Trikots, schoss zwei Strafrunden und schaffte nur Platz 25.
 
Weicher und nasser Neuschnee und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt verwandelten den Sprint der Herren in eine Schinderei. Einige der Topfavoriten, darunter auch Fourcade, entschieden sich wegen dieser Bedingungen für eine spätere Startgruppe und hofften, dass die Strecken mit dem Fortschreiten des Wettkampfes schneller werden würden.
Der Schneefall hörte während des gesamten Wettkampfes nicht auf. Die Athleten mit niedrigen Startnummern hatten so den Vorteil auf ihrer Seite. Shipulin ging mit einem fehlerfreien Liegendschießen und nur einer Strafrunde am Stehendanschlag zeitig in Führung, doch er konnte diesen Platz nicht lange halten, denn Boe zeigte kurz darauf sein ganzes Können. Er räumte im Liegendschießen alles ab und lag nach einem ebenfalls fehlerfreien Stehendschießen 46,5 Sekunden vor Shipulin. Bis zum Ziel machte er noch einmal Zeit gut und lag am Ende 1:04 vor dem Russen.
Obwohl viele Männer liegend alles trafen, fiel es den meisten schwer, dieses Ergebnis im Stehendschießen zu wiederholen. Peiffer blieb zur Freude der deutschen Fans liegend fehlerfrei, lag jedoch 18 Sekunden hinter Boe. Der Deutsche verfehlte, wie viele seiner Kollegen, eine Scheibe im Stehendanschlag, was ihm den Podiumsplatz hätte kosten können. Doch er arbeitete sich durch den weichen Schnee, holte einige Sekunden auf und überquerte die Ziellinie mit einem Vorsprung von 6,1 Sekunden auf Shipulin. Allerdings war Boe beinahe eine Minute schneller als Peiffer.
Fourcades Taktik ging nicht auf. Er verfehlte sowohl beim Liegend- als auch beim Stehendschießen jeweils eine Scheibe und fiel somit aus dem Kampf um die vorderen Plätze heraus. Schempp ging einen Startplatz hinter Fourcade ins Rennen, räumte alle Scheiben ab und ging vor Peiffer auf die letzte Runde. Er hielt seinen zweiten Platz auch bis ins Ziel und holte somit den zweiten Podiumsplatz für die deutsche Mannschaft.
Boe sagte über seine überragende Leistung: „Ich bin hinter Ole und Emil auf die Strecke gegangen und habe mich darauf konzentriert, sie einzuholen... Ich wusste, dass ich sehr gut in Form war... Beim ersten Schießen konnte ich Emil überholen und nach dem Stehendschießen lag ich vor Ole. Dann wusste ich, dass ich einfach nur bis ins Ziel weiterkämpfen musste... Es war wie ein Rennen zu Hause in Norwegen. Ich habe die Fans bei jedem Schuss jubeln gehört.

         Abgekämpft aber glücklich, Simon Schempp auf Platz zwei im Sprint in Ruhpolding; ; Bildquelle: ARD/ZDF

Simon Schempp war mit seinem Tag vollauf zufrieden. Er sagte: „Ich habe mich von Anfang an sehr stark gefühlt. Auf den ersten beiden Runden musste ich nicht bis an meine Grenzen gehen. Ich fühlte mich daher großartig auf der letzten Runde und konnte noch einmal alles herausholen. Am Ende war ich allerdings vollkommen ausgepowert."
Der glücklichste aller Athleten war allerdings Arnd Peiffer. Sein Podiumsplatz brachte ihm gleichzeitig einen Platz in der deutschen Mannschaft für die IBU Weltmeisterschaften im März ein. „Die letzten Einzelrennen liefen nicht so gut, aber ich wusste, dass ich gut in Form war, denn ich habe in der letzten Staffel gegen Johannes gegenhalten können. Ich bin wirklich froh, dass Daniel (Boehm) mir seinen Platz in der zweiten Startgruppe überlassen hat. Das hat mir beim Erreichen dieses Ergebnisses sehr viel geholfen." Quelle: biathlonworld.com