Franziska Preuß, Meisterstück für Gold

Event-Datum: 
Montag, 17 Februar, 2025
Franziska Preuß erfüllt sich ihren größten sportlichen Wunsch:
Sie ist Einzel-Weltmeisterin. Sie hat nun schon einen kompletten Medaillensatz bei dieser WM.

 
Franziska Preuß konnte ihre Tränen nicht zurückhalten, als sie am Ziel ihrer sportlichen Träume mit WM-Gold um den Hals die deutsche Nationalhymne hörte. Der bislang größte Moment ihrer turbulenten Karriere. Schnell wischte sich die 30-Jährige die Augen trocken und feierte dann mit dem Biathlon-Team in Lenzerheide ihr Meisterstück. In der Schweiz krönte sich die Bayerin ungefährdet zur Weltmeisterin in der Verfolgung: ihr erster großer Titel in einem Einzelrennen.
 
„Das war ein Traum, der heute in Erfüllung gegangen ist. Ich bin echt stolz auf mich“, sagte Preuß: „Ich bin echt durch einige Täler gegangen, aber ich habe nie den Glauben verloren. Es ist egal, was kommt, ich bin jetzt einfach glücklich.“ Für die Weltcup-Gesamtführende war es nach Silber im Sprint und Bronze in der Mixedstaffel im dritten Rennen bereits die dritte Medaille bei dieser WM. „Das war wirklich das perfekte Rennen und das bei der WM – Wahnsinn! Das werde ich so schnell nicht vergessen.“
 
Mit der deutschen Fahne in der Hand konnte Preuß bereits weit vor der Ziellinie jubeln. „Der Zieleinlauf war wirklich ein Genuss“, sagte sie. Für die von vielen gesundheitlichen Rückschlägen gebeutelte Skijägerin war es ein Tag, der ohne Schießfehler und mit einem Vorsprung von 39,1 Sekunden nicht besser hätte laufen können. Mehrfach hatte sie in der Vergangenheit schon an ein Karriereende gedacht, sich aber immer wieder zurückgekämpft.

2015 hatte Preuß mit Silber im Massenstart ihre bis dato einzige WM-Einzelmedaille geholt. Jetzt blieb sie im Jagdrennen in allen vier Schießeinlagen tadellos. Auf der letzten Runde musste sie nicht mehr alles gegeben, die Schwedin Elvira Öberg hatte sie ebenso längst geschlagen wie Bronze-Gewinnerin Justine Braisaz-Bouchet aus Frankreich. Zweitbeste Deutsche war die 20-jährige Selina Grotian, die vor allem dank zwei fehlerfreier Schießen im Stehendanschlag noch bis auf den zehnten Platz nach vorne lief. Die Ulmerin Julia Tannheimer kam nach Platz 17 im Sprint auf den 23. Platz in der Verfolgung.
 
„Ich bin nicht überrascht, ich bin sehr, sehr glücklich. Sie ist so stark“, sagte Frauen-Trainer Sverre Olsbu Röiseland über Preuß. Er muss nun eine Wette einlösen. Der Norweger hatte angekündigt, sich eine Glatze zu rasieren, wenn der WM-Coup tatsächlich gelingt. „Vielleicht heute Abend, aber vielleicht auch erst morgen“ werde das passieren, sagte Röiseland.

Preuß ist die erste deutsche Verfolgungs-Weltmeisterin seit Denise Herrmann-Wick 2019. Insgesamt ist es ihre zehnte WM-Medaille und ihr zweiter Titel nach Staffel-Gold 2015 in Kontiolahti. Pechvogel war erneut Lena Haecki-Groß, die lange vorne lag, aber im letzten Schießen einen Dreier schoss und Fünfte wurde.
 
In den Kanton Graubünden war Preuß mit hohen Erwartungen gereist. Und sie lieferte ab. Inklusive der WM stand sie in 12 von 16 Einzelrennen auf dem Podest. Es ist längst ihr bester Winter überhaupt. Wie ihr Lebensgefährte Simon Schempp, Massenstart-Weltmeister von 2017, hat sie nun auch einen großen Einzeltitel in ihrer Vita stehen.

Jahrelang warfen die Bayerin Infekte und Erkrankungen immer wieder zurück, sie musste auf Weltmeisterschaften verzichten und manche Saison früher beenden. Erst eine Operation der Nasennebenhöhlen vergangenes Jahr nach Saisonende brachte die erhoffte Besserung. Im vergangenen Sommer erhöhte sie ihr Trainingspensum, ist viel belastbarer und kann so in der Weltspitze den Takt vorgeben. Preuß’ großes Ziel sind die Olympischen Spiele 2026 mit den Biathlon-Rennen in Ant­holz. In Südtirol trainierte sie schon alleine, um für die Winterspiele bereit zu sein. Auch dort Gold zu gewinnen, ist ihr letzter sportlicher Traum.
Quelle: swp.de/dpa.com
geschrieben: 17. Februar 2025 - 11:34