Norwegen gewinnt in Östersund auch die Männerstaffel, Deutsche Staffel auf 3

Event-Datum: 
Samstag, 11 März, 2023
Bei der 4x7,5-km-Staffel von Östersund gewann das norwegische Quartett in 1:08:10,5 Stunden Gold. Mit einer schnellen vorletzten Runde und einem souveränen Stehendschießen zum Abschluss wies Schlussläufer Vetle Sjaastad Christiansen das restliche Feld in die Schranken. Christiansen und seine Teamkollegen Endre Stroemsheim, Vebjoern Soerum und Johannes Dale benötigten zusammen sieben Nachlader. Durch diesen Erfolg sicherten sich Norwegens Männer auch die Disziplinwertung in der Staffel – und das übrigens zum sechsten Mal in Folge.
 
Jubelpose aufgespart
Christiansen konnte den Druck als Schlussläufer in einem spannenden Rennen am Ende sichtlich genießen. Dabei war der Wettkampf bis zum letzten Schießen derart eng, dass er den Fans nicht seine gewohnte Jubelpose zeigen konnte. „Das war die beste Position für mich als Schlussläufer. Die anderen Jungs lagen nur wenige Sekunden hinter mir und haben Druck gemacht. Dadurch war ich selbst noch etwas fokussierter. Nach Nové Město wollte ich einen Jubel zeigen, aber nicht diesen. Ich hatte etwas anderes im Kopf. Fabien Claude war mir aber zu dicht auf den Fersen, daher hebe ich mir das für später auf.“
 
Rang zwei ging an Frankreich mit acht Nachladern und einer Strafrunde bei einem Rückstand von 28,5 Sekunden. Nachdem Deutschland nach einer Strafrunde im zweiten Durchgang zwischenzeitlich auf den zwölften Platz zurückgefallen war, sicherte ein famoser Schlussläufer Benedikt Doll dem DSV-Quartett noch den Bronzerang (+42,3 Sekunden, eine Strafrunde und zehn Nachlader).
Zehn Nachlader bescherten Schweden den vierten Platz (1:02 Minuten zurück). Rang fünf ging an die Ukraine, die lediglich viermal nachladen musste (+1:18,4 Minuten). Österreich folgte mit zehn Nachladern und 1:35,8 Minuten Rückstand auf Platz sechs.
 
Saubere Schießleistungen
Bei der letzten Männerstaffel der Saison herrschten wie schon zuvor bei den Frauen gute Bedingungen. Im ersten Liegendschießen des Tages blieben zahlreiche Athleten fehlerfrei. Zehn der besten elf Teams trafen gleich auf Anhieb alle fünf Scheiben und gingen eng nacheinander zurück auf die Strecke. Nach dem Stehendanschlag blieben nur noch drei Athleten ohne Fehl und Tadel: Michal Krcmar (1.), Daniele Cappellari (3.) und Roman Rees (5.). Dazwischen lag Norwegens Stroemsheim (2.), der stehend einmal nachladen musste.
 
Stroemsheim, IBU-Cup-Gesamtsieger, genoss seine erste Staffel im Weltcup: „Das hat viel Spaß gemacht. Ich habe versucht, auf den ersten beiden Runden etwas Energie zu sparen. Dazu wollte ich schnell und effektiv schießen. Am Ende war es ein Nachlader pro Einlage. In der letzten Runde habe ich alles gegeben.“
 
Schweiz und Norwegen vorn
Krcmar übergab als Erster, Norwegen und Deutschland lagen 0,5 Sekunden dahinter. Nach dem ersten Liegendschießen der zweiten Läufer ging Niklas Hartweg nach fünf blitzsauberen Treffern vor Kanada und Norwegen zurück in die Loipe. Hartweg und Soerum ließen dann auch stehend alle fünf Scheiben beim ersten Versuch umklappen und setzten sich über 20 Sekunden vor ihre Rivalen. Kühn handelte sich indes eine Strafrunde ein, sodass Deutschland mit 1:02 Minuten Rückstand auf Rang zwölf zurückfiel.
 
Soerum holt Sekunden heraus
Soerum, der frisch vom IBU-Cup in Canmore nach Schweden reiste, lief Hartweg auf den letzten 2,5 km auf und davon. „Mein Stehendschießen war gut und in der letzten Runde habe ich einfach alles aus mir herausgeholt, um Johannes ein paar Sekunden Vorsprung mit auf den Weg zu geben. Er und Vetle haben einen großartigen Job gemacht, um den Sieg nach Hause zu bringen.“
 
Der mit 13 Sekunden Vorsprung ins Rennen gegangene Dale benötigte liegend zwei Nachladepatronen. Der Schweizer Serafin Wiestner musste indes nur einmal nachladen und setzte sich dadurch vor den Norweger an die Spitze. Nach fünf Treffern schob sich der Franzose Eric Perrot auf den dritten Rang nach vorn. Das Trio kam dann gemeinsam zum Stehendanschlag. Perrot und der Schwede Martin Ponsiluoma – beim Wechsel noch auf Rang 9 – hatten eine perfekte Fünferserie und setzten sich an die Spitze, Dale fiel auf den dritten Rang zurück.
 
Perrot mit Problemen
Perrot wusste, was die Stunde geschlagen hatte, als er den Schießstand verließ: „Ich hatte keine Strategie und mir wie so oft keine Gedanken gemacht. Ich habe einfach von Anfang an versucht, mein Bestes zu geben. Auf meiner letzten Laufrunde hatte ich Probleme, weil ich in den beiden Durchläufen davor alles rausgehauen hatte. Das war schon in Ordnung. Ich habe mich gefreut, wieder ins Rennen einzugreifen, aber am Ende war es richtig hart.“
 
Beim letzten Wechsel lagen Christiansen und Peppe Femling in Front, 13 bzw. 14 Sekunden dahinter folgten die Schweiz und Frankreich. Christiansen riss sofort eine Lücke von 8 Sekunden auf und benötigte liegend einen Nachlader, um die fünf Scheiben auf Weiß zu stellen. Fabien Claude blieb fehlerfrei und schob sich auf den zweiten Rang, Femling fiel 8 Sekunden dahinter auf Rang drei zurück. Das DSV-Quartett auf Position vier hatte 44 Sekunden Rückstand.
 
Schneller Doll bringt Deutschland aufs Podium
Nach seinem schnellen und fehlerfreien Stehendschießen grüßte Christiansen mit strahlendem Lächeln ins Publikum und machte sich auf die Schlussrunde, die für ihn zur Ehrenrunde werden sollte. Claude blieb trotz einer Strafrunde ungefährdet auf Rang zwei. Nachdem Femling alle drei Nachlader benötigte, saß ihm Doll dicht im Nacken. Der Deutsche ließ den Schweden zügig stehen und sicherte dem DSV-Quartett mit einer dominanten Schlussrunde Rang drei.
 
Perspektiven vom Podium
Die jungen Norweger waren vom heutigen Sieg begeistert. Seine Gefühlslage, als Christiansen den letzten Schuss versenkte, beschrieb Stroemsheim so: „Jetzt gewinnen wir! Ein Team, das so noch nie zusammen gelaufen ist und drei Leute aus der B-Mannschaft, die das ganze Jahr über gemeinsam unterwegs waren und nun diesen Erfolg feiern können. Einfach unglaublich!“ Roman Rees räumte ein, dass der dritte Rang für das deutsche Quartett bittersüß war: „Das Podium ist schon etwas Besonderes, weil wir nach unserer zwischenzeitlichen Führung auf den 10. Platz zurückgefallen sind und uns dann Schritt für Schritt wieder nach vorne gekämpft haben. Auf der Schlussrunde haben wir das Podest klargemacht. Deshalb ist der dritte Rang ordentlich. Aber ehrlich gesagt wollten wir um den Sieg mitkämpfen. Wir lagen weit zurück, das war nicht unser Plan. Doch es ist schön, auf dem Treppchen zu stehen.“
Quelle: biathlonworld.com
 
Platz 1:  Norwegen mit Endre Stroemsheim, Vebjoern Soerum, Johannes Dahle und Vetle Sjaastad Christiansen mit insgesamt 7 Nachladern.
Platz 2:  Frankreich mit Oscar Lombardot, Antonin Guigonnat, Eric Perrot und Fabian Claude mit insgesamt 8 Nachladern und einer Strafrunde, Rückstand 22,5 sek.
Platz 3:  Deutschland mit Roman Rees, Johannes Kühn, Philipp Nawrath und Benedikt Doll mit insgesamt 10 Nachladern und einer Strafrunde, Rückstand 37,4 sek.
geschrieben: 11. März 2023 - 21:56