Johannes Thingnes Boe: Start-Ziel-Sieg im Sprint von Kontiolahti

Event-Datum: 
Donnerstag, 12 März, 2020
Der Norweger Johannes Thingnes Boe wiederholte seine gute Leistung aus dem Sprint von Nove Mesto vor einer Woche und zauberte heute Abend in Kontiolahti erneut einen fehlerfreien Start-Ziel-Sieg im Sprint der Männer in 22:27,8 in den Schnee. Der Franzose Martin Fourcade wurde mit 21,1 Sekunden Rückstand Zweiter. Sein Mannschaftskamerad Emilien Jacquelin wurde mit 22,3 Sekunden Rückstand Dritter. Beide blieben wie ihr norwegischer Widersacher ohne Fehler.
 
Zehnter Sieg
Nach seinem zehnten Saisonsieg, mit dem er den Rückstand auf Fourcade im Kampf um den Titel in der Weltcup-Gesamtwertung der Männer weiter dezimierte, sagte Johannes zu seiner Strategie am Schießstand heute: “Es war ein ziemlich nervöses Rennen. Ich habe vom Start weg den Druck gespürt. Beim Liegendschießen habe ich mir Zeit gelassen, um fünf sichere Treffer zu setzen. Es ist natürlich immer ein Risiko, so langsam zu schießen, aber ich habe fünfmal getroffen, also hat sich das ausgezahlt! Im Anlauf zum Stehendschießen war mein Puls ziemlich hoch, aber drei Sekunden vor dem ersten Schuss war ich dann entspannt und wieder ganz sicher.“
 
Ein Rennen nach dem anderen angehen
Zum Kampf um den Titel im Gesamtweltcup und den Druck, der damit einhergeht, sage er weiter: „Es sind große Rennen und ein großer Kampf. Auch wenn das letzte Woche auch schon so war, muss ich jetzt einfach ein Rennen nach dem anderen angehen. Bei allem, was man momentan in den Nachrichten so liest, muss einfach die gleichen Abläufe wie bei einem ganz normalen Rennen abspulen. Heute Morgen haben wir gehört, dass der Holmenkollen abgesagt ist, also wissen wir noch nicht, was kommt, und dann ist es etwas schwieriger, sich auf das Rennen zu konzentrieren. Man muss in den nächsten Tagen einfach so tun, als wären es ganz normale Rennen.“
Boes Mannschaftskameraden Vetle Sjaastad Christiansen und Tarjei Boe kamen auch beide ohne Fehler durch und wurden mit 30,6 und 34 Sekunden Rückstand Vierter und Fünfter. Der Deutsche Benedikt Doll schaffte es mit einem Fehler und 34,1 Sekunden auf Platz sechs.
 
Leeres Stadion und Nieselregen
Das erste Rennen in Kontiolahti, der letzte Sprint der Männer für diese Saison, ging bei Flutlicht, +2 °C und leichtem Nieselregen an den Start. Die Windfähnchen am Schießstand flatterten nur leicht. Wie schon in der letzten Woche in Nove Mesto na Morave waren auf Empfehlung der Behörden keine Zuschauer zum Wettkampf zugelassen, und so waren im Stadion nur Hintergrundmusik und die Stimme des Stadionsprechers zu hören, die im Wald verhallte.
 
Doll und Christiansen
Die frühen Starter Doll und Christiansen eröffneten den Reigen mit Null-Fehler-Serien im Liegendanschlag. Johannes ging den Sprint wie so oft schnell an und übernahm gleich an der ersten Zwischenzeit die Führung. Er kam mit 15 Sekunden Vorsprung auf alle anderen zum Liegendschießen, schoss langsam, traf aber und ging mit fünf Sekunden Vorsprung auf Doll wieder auf die Strecke. Jacquelin ging sein Rennen ähnlich schnell an, mähte im Nu seine Liegendscheiben nieder und nahm auf dem Weg zum Stehendschießen glatt noch 1,8 Sekunden Vorsprung auf den Norweger mit. Der Mann in Gelb schoss so schnell wie die Norweger, war aber deutlich langsamer und ging auf Rang 10 hinter Fillon Maillet wieder aus dem Schießstand.
 
Aggressives Stehendschießen
Christiansen war der zweite Kandidat, der alle zehn Scheiben schließen konnte, ging aber mit diesem perfekten Resultat in Führung, 12 Sekunden vor Doll mit einem Patzer. Johannes kam mit 17 Sekunden Vorsprung zum Stehendschießen, schoss deutlich aggressiver als im Liegendanschlag, traf wieder alle Scheiben und ging 21 Sekunden vor seinem Mannschaftskameraden auf die Strecke. Der ältere Bruder Tarjei legte nach, sodass nach dem Stehendschießen nun drei Norweger an der Spitze standen. Jacquelin, das französische Nachwuchstalent, kam 20 Sekunden hinter Johannes an den Schießstand und schoss wieder schnell, konnte aber selbst mit fünf weiteren Treffern 3,3 km vor dem Ziel nur auf 15 Sekunden an den Führenden heranreichen. Fourcade schoss deutlich schneller als im Liegen, traf erneut und ging mit 24 Sekunden Rückstand auf Rang vier auf die Schlussrunde, war aber in Schlagdistanz zu Christiansen und Jacquelin, während Fillon Maillet inzwischen 29 Sekunden zurück auf Rang sechs lag.
 
Vollgas; Fourcade holt auf
Nach dem Stehendschießen gab Johannes weiter Vollgas und kam schließlich mit 30 Sekunden Vorsprung vor Christiansen ins Ziel. 700 Meter vor dem Ziel lag Fourcade nur eine halbe Sekunde hinter dem Zweitplatzierten Jacquelin. Fourcade schien zum Ende des Wettkampfs noch Körner zu finden, schob sich mit schierer Willenskraft vor auf Platz zwei und verdrängte den Mannschaftskameraden auf den dritten Platz vor Christiansen und Tarjei.
 
Fourcade bereut nichts
Der Zweitplatzierte Fourcade, der sich den Sieg und die kleine Kristallkugel in der Weltcup-Sprintwertung der Männer sichern konnte, war mit den Bedingungen und seinem heutigen Rennen zufrieden. „Die Bedingungen da draußen waren heute am Schießstand und auf der Strecke gut. Das Team hier hat beim Präparieren der Strecke wirklich ganze Arbeit geleistet, denn gestern war es sehr schwierig mit dem Schnee. Ich bin wirklich zufrieden mit meinem Rennen. Ich habe alles gegeben, also habe ich nichts zu bereuen. Johannes war mir heute einfach eine Nasenlänge voraus. Wenn das so ist, muss man seinem Gegner gratulieren. Ich bin zufrieden, ich bereue nichts und werde meine Chance im Verfolger am Samstag nutzen.“
 
Schießen und Skilaufen genießen
Jacquelin, für den es nach einem sicheren zweiten Platz aussah, bis Fourcade noch einmal anzog, strahlte immer noch, obwohl Fourcade ihn verdrängt hatte. „Es ist ein tolles Gefühl. Nach Nove Mesto war ich mental einfach müde und wollte nach Hause. Heute ging es mir nur darum, das Schießen und das Skilaufen zu genießen. Ich weiß nicht, was in den nächsten Tagen passieren wird, also will ich das Skilaufen und das Schießen einfach genießen. Ich war ruhig und ohne Stress unterwegs. Es war ein ziemlich perfekter Tag, auch wenn Martin mir den zweiten Platz geklaut hat. Ich wollte Zweiter hinter Johannes sein, aber Martin hat am Schluss noch mal ordentlich aufs Gas gedrückt. Ich bin froh, auf dem Podest zu stehen.“
Quelle: biathlonworld.com
 
Benedikt Doll musste nach dem Stehendanschlag eine Strafrunde drehen, konnte sich jedoch dank seiner starken Laufleistung mit einem Rückstand von 34,1 Sek. auf Platz 6 vorkämpfen.
Arnd Peiffer blieb bei beiden Schießeinlagen fehlerfrei und erreicht mit einem Rückstand von 48,4 Sek. Platz 9.
Johannes Kühn musste jeweils einmal in die Strafrunde und landete mit einem Rückstand von 1:17,5 auf Platz 21.
Simon Schempp räumte im Liegen alle Scheiben ab, musste dann nach dem Stehendanschlag jedoch zwei Strafrunden absolvieren. Nach durchwachsener Laufleistung landet er mit einem Rückstand von 2:01,3 auf Platz 45.
Lucas Fratzscher musste nur einmal in die Strafrunde und landete mit einem Rückstand von 2:05,1 direkt hinter Simon auf Platz 46.
Philipp Horn erwische es gleich beim Liegenanschlag. Mit vier Strafrunden im Gepäck ging er auf die nächste Laufrunde und räumte dann im Stehen alle Scheiben ab. Mit einem Rückstand von 2:19,5 landete er auf Platz 55.
geschrieben: 14. März 2020 - 10:26 ; letzte Änderung: 19. April 2024 - 10:47