IBU Weltmeisterschaft, Erste Medaille durch Denise Herrmann in der Verfolgung

Event-Datum: 
Sonntag, 16 Februar, 2020
IBU Weltmeisterschaft,  Dorothea Wierer holt Verfolgungs-Gold im Heimstadion
 
Die Italienerin Dorothea Wierer, die sich mit der Sprintweltmeisterin Marte Olsbu Røiseland ein packendes Duell um Gold lieferte, schaffte es mit nur einem Fehler durch das letzte Stehendschießen, während die Rivalin zwei schoss, und sicherte sich so die Goldmedaille im Verfolger bei den IBU Weltmeisterschaften in ihrem Heimstadion. Wierer absolvierte mit nur diesem einen Fehler das 10-km-Rennen in 29:22. Die Deutsche Denise Herrmann konnte trotz dreier Fehler auf der letzten Runde noch Olsbu Røiseland überholen und sicherte sich Silber mit 9,5 Sekunden Rückstand. Olsbu Røiseland holte Bronze mit ebenfalls drei Fehlern und 13,8 Sekunden Rückstand.
 
Wahnsinnsgefühl
Die nun zweifache Weltmeisterin, die schon 2019 den Titel im Massenstart gewonnen hatte, wusste, dass das letzte Stehendschießen entscheidend ist. „Im letzten Schießen habe ich gedacht, es macht nichts aus, wie viele Fehler ich schieße, aber natürlich war es gleich der erste. Aber Marte hatte mehr. Es ist ein Wahnsinnsgefühl.“
 
„Vom Start weg angegriffen“
Wierer lief vom Start weg auf Sieg, nachdem sie es im Sprint nur auf einen enttäuschenden 7. Platz geschafft hatte, mit dem gelben Trikot als einzigem Trostpflaster. „Ich bin heute sehr gern gelaufen, weil ich mich viel besser gefühlt habe als im Sprint. Ich habe vom Start weg gefühlt, dass ich richtig gut in Form bin. Also habe ich schon auf den ersten Metern angegriffen und war mir auch beim Schießen sicher, obwohl das Anschießen sehr schlecht war. Ich habe einfach versucht, es zu genießen (das gelbe Trikot und den Sieg).“
 
Hanna Oeberg aus Schweden wurde mit zwei Fehlern und 22,3 Sekunden Rückstand Vierte. Herrmann Mannschaftskameradin Vanessa Hinz wurde mit einem Fehler und 26,8 Sekunden Rückstand Fünfte. Für Ivona Fialkova aus der Slowakei war es mit zwei Fehlern der beste Tag ihrer Karriere. Sie verbesserte ihre persönliche Bestleistung, den 9. Platz im Sprint am Freitag, auf ihre erste kleine Siegerehrung auf dem 6. Platz mit 35,7 Sekunden Rückstand.
 
Perfekte Kulisse
Klare Schatten und ein paar Wolken, die an den Berggipfeln hingen, -2 Grad und fast kein Wind boten eine perfekte Kulisse für den ersten Verfolger des Tages. Olsbu Røiseland ging das Rennen vom Start weg schnell an und versuchte, den Vorsprung auf das Feld weiter auszubauen. Sie bezahlte dafür mit einer Strafrunde, während Dunklee ohne Fehler blieb und sich 10 Sekunden Vorsprung herausarbeitete. Auch Wierer traf alle Scheiben und lag nur 2 Sekunden hinter der Norwegerin, als die beiden aus dem Stadion gingen. Preuss, Herrmann und Oeberg folgten, aber mit 27 Sekunden Rückstand.
 
Italienisch-Norwegisches Duo vorn
Wierer konnte sich um eine Skilänge vor Olsbu Røiseland setzen, und beim zweiten Liegendschießen lagen die beiden keine 2 Sekunden mehr hinter Dunklee. Die Italienerin ging mit fünf schnellen und präzisen Treffern zum Angriff über, Olsbu Røiseland hielt dagegen und Dunklee musste in die Strafrunde. Herrmann rückte mit fünf Treffern auf Rang drei vor, 14,4 Sekunden hinter den Führenden, Oeberg kämpfte sich auf Rang vier mit 22 Sekunden Rückstand vor, und die US-Biathletin lag nun 28 Sekunden zurück.
 
Spitzenduo im Gleichschritt
Die Italienerin gab zunächst das Tempo vor, doch nach etwa einem Kilometer übernahm die Norwegerin auf der dritten Runde, während Herrmann bis auf weniger als 10 Sekunden aufholte. Die zwei schossen synchron, trafen alles und gingen im Gleichschritt wieder auf die Strecke. Die Deutsche leistete sich eine weitere Strafrunde, verteidigte aber Rang drei, allerdings nun mit 38 Sekunden Rückstand. Dunklee und die fehlerfreie Hauser kamen als nächste, lagen aber auf dem Weg zum letzten und entscheidenden Stehendschießen schon 48 Sekunden zurück.
 
Wierer gewinnt Schießduell
Die beiden Führenden schenkten sich auf den 2 km vor dem letzten Stehendschießen keinen Metern, die Führung wechselte hin und her. Beide schossen dann nach Fehlern besonnen, aber Wierer kam mit einem Fehler davon, während Olsbu Røiseland zweimal verfehlte. Herrmann traf viermal, bevor die letzte Scheibe stehenblieb. Sie und die Norwegerin gingen gemeinsam wieder auf die Strecke, 24 Sekunden hinter Wierer. Hinz ging als Vierte auf die Strecke, dicht gefolgt von Oeberg.

Heimsieg
Den Sieg hatte sie sicher, und so lief Wierer die letzte Runde in solidem, aber stressfreiem Tempo, und baute die Führung sogar noch weiter aus, während die Rivalinnen hinter ihr sich um die Silbermedaille duellierten. Die Frau in Gelb lief ins Stadion ein, klatschte mit Zuschauern ab, riss die Hände in Siegerpose hoch und strahlte über beide Ohren, während die Menge der Frau aus dem Antholzertal zujubelte, die gerade ihren zweiten IBU Weltmeistertitel in ihrem Heimstadion gewonnen hatte. Herrmann bewies auf den letzten 300 Metern erneut ihre Laufstärke und holte sich die Silbermedaille vor der Sprintsiegerin Olsbu Røiseland.
 
Alles ist möglich
Herrmann wusste, dass sie Chancen auf eine Medaille hatte. „Meine Position vor dem Rennen war gar nicht so schlecht, und ich wusste, dass im Verfolger alles möglich ist. Es war fast die gleiche Position wie im letzten Jahr, und ich habe versucht, mich an Östersund zu erinnern. An den letzten Tagen habe ich mich auf den Skiern gut gefühlt, aber am Schießstand lief es nicht so für mich. Heute habe ich mich konzentriert und versucht, mein Bestes zu geben... Beim letzten Schießen habe ich ein paar Fehler gesehen und gedacht, vielleicht ist noch etwas möglich... Ich habe versucht, an Marte dran zu bleiben und am Ende voll anzugreifen, weil ich zum Ende schnell bin. Es war ein fantastischer Kampf.“
 
Harte, lange letzte Runde
Olsbu Røiseland strahlte und war zufrieden mit ihrem Tag. „Es war ein Wahnsinnsrennen. Ich habe mich die ganze Zeit mit Dorothea duelliert. Sie ist die Favoritin hier, und es war auf der Strecke und im Stadion so laut. Beim letzten Schießen auf Bahn 1 zu stehen, war eine unglaubliche Erfahrung. Ich habe gehört, dass sie den ersten verschossen hat. Ich habe angefangen, darüber nachzudenken, dass ich noch mal Gold holen kann, wenn ich jetzt fünfmal treffe. Das war wirklich ein dummer Gedanke... Ich habe zweimal verschossen, und es war eine harte, lange letzte Runde.“
Quelle:biathlonworld.com
geschrieben: 17. Februar 2020 - 18:19 ; letzte Änderung: 19. April 2024 - 11:09