IBU Weltmeisterschaft, Dorothea Wierer: Aufholjagd und Sieg im Einzel über 15 km, Vanessa Hinz auf Platz 2

Event-Datum: 
Dienstag, 18 Februar, 2020
Dorothea Wierer aus Italien kämpfte sich von Platz 24 über Rang 17 und 9 bis zur Goldmedaille im Einzel der Damen über 15 km bei der IBU Weltmeisterschaft vor. Sie sicherte sich ihr zweites Gold von Antholz in 43:07,7. Wierer schoss in den ersten beiden Anschlägen zwei Fehler und krönte sich dennoch zur ersten italienischen Weltmeisterin in dieser Disziplin. Vanessa Hinz aus Deutschland sicherte sich ihre erste IBU WM-Medaille: Sie schoss nur einen Fehler und landete knappe 2,2 Sekunden hinter Wierer auf dem Silberrang. Bronze ging an die Norwegerin Marte Olsbu Røiseland mit zwei Fehlern und einem Rückstand von 15,8 Sekunden. Es ist ihr viertes Edelmetall dieser WM.
 
„Du musst kämpfen; du musst siegen“
Wierer plaudert sonst fröhlich drauf los, doch heute war sie beinahe sprachlos. Sie zögerte einen Moment, bevor sie sagte: „Das ist großartig für mich. Ich habe es nicht kommen sehen, denn ich hatte ja schon zweimal einen Fehler geschossen und war nicht sicher, ob ich überhaupt einen Null-Durchgang schaffen würde. Ich habe gezittert, vor allem im Stehendanschlag. Die letzte Runde war wirklich hart. Einen Moment lang habe ich gedacht: ‚Silber wäre großartig‘. Aber dann habe ich mir gesagt: ‚Du musst kämpfen; du musst siegen‘.

„Dann war ich Erste!“
Sie gab zu, dass sie auf der Schlussrunde aufgrund des ohrenbetäubenden Jubels der heimischen Fans kein Wort ihrer Trainer verstanden hatte. „Ich habe mich heute beim Laufen gut gefühlt, aber in der letzten Runde habe ich immer Probleme, meinen Kopf zum Durchhalten und Kämpfen zu motivieren. Ehrlich gesagt habe ich meine Trainer bei den vielen Leuten gar nicht gehört. Ich habe einfach Vollgas gegeben.“ Mit ihrem wohlbekannten Kichern fügte sie hinzu: „Und dann war ich Erste!“
 
Hinz’ Teamkollegin Franziska Preuss ließ ebenfalls zwei Scheiben stehen und kam 1:03,4 hinter Wierer auf Rang fünf. Sechste wurde Monika Starega-Hojnisz aus Polen mit zwei Fehlern und einem Rückstand von 1:10,1.
 
IBU WM-Titelverteidigerin über 15 km, Hanna Oeberg aus Schweden, wurde Vierte mit zwei Fehlern und einem Rückstand von 38,7 Sekunden. Obwohl die Olympiasiegerin im Einzel heute das Treppchen verpasste, sicherte sie sich mit Rang vier die kleine Kristallkugel für den Gesamtsieg in der Einzelwertung.
 
Sonnenschein, blauer Himmel und wechselhafter Wind
Bei Sonnenschein und klarem Himmel fanden sich die Damen an diesem Nachmittag im Stadion ein, um erneut bei frühlingshaften Temperaturen um +5°C um Medaillen zu kämpfen. Der Wind wechselte launisch von links nach rechts und wieder zurück und machte fehlerfreie Schießeinlagen zu einer wahren Seltenheit. Die Favoritinnen Oeberg und Tiril Eckhoff leisteten sich gleich beim ersten Liegendschießen einen Fehler, während Starega-Hojnisz und andere Athletinnen fehlerfrei blieben. Olsbu Røiseland mit Startnummer 18 räumte alle fünf Scheiben ab und zeigte, dass sie bereit war, um Medaillen zu kämpfen. Sie führte nach dem ersten Schießen mit 9 Sekunden Vorsprung. Auch Hinz zeigte mit dem drittschnellsten Schießdurchgang, dass sie auf Angriff gepolt war.
 
Hinz auf Eins
Oeberg zeigte ein perfektes zweites Schießen und schürte so Hoffnungen, sie könne ihren Titel vom letzten Jahr verteidigen. Kurze Zeit später schaffte Starega-Hojnisz ihren zweiten fehlerfreien Schießdurchgang. Olsbu Røiseland kämpfte gegen den Wind, setzte den ersten Schuss daneben und fiel auf Rang zwei zurück. Nach ihrem blitzschnellen Liegendschießen legte Hinz ein sauberes Stehendschießen nach, schob sich damit in Führung und hängte die Messlatte für die Konkurrenz hoch.

Wierer auf dem Vormarsch
Oeberg ließ auch beim zweiten Liegendschießen keine Scheibe stehen, während Starega-Hojnisz langsam schoss, aber letztendlich 15 Treffer und Rang eins zu Buche stehen hatte. Hinz zeigte vor dem zweiten Liegenddurchgang auch eine gute Leistung in der Loipe. Dann schoss sie schnell und sauber und ging als Führende auf die nächste Runde. Wierer blieb nach je einem Fehler bei zwei Schießdurchgängen dank des nachlassenden Windes endlich fehlerfrei und schob sich auf Rang neun nach vorn, 1:19 hinter Hinz.

Wierer stößt Hinz vom Thron
Hojnisz-Starega kam mit guten Medaillenaussichten zum letzten Schießen, ließ dann die letzten beiden Scheiben stehen und musste ihren Traum begraben. Auch Oeberg schoss einen Fehler, ging aber kurzzeitig in Führung. Olsbu Røiseland setzte ebenfalls einen Schuss daneben, doch ihre phänomenale Laufleistung hielt sie weiter im Kampf um Edelmetall. Hinz verpasste perfekte 20/20. Sie schoss einen Fehler, behauptete aber ihre Führung. Und dann kam Wierer. Die Italienerin hatte eine unglaublich schnelle Runde in den Schnee gezaubert, räumte alle Scheiben ab und ging 2,2 Sekunden hinter Hinz auf die Schlussrunde.

Vollgas auf der Schlussrunde
Die letzte Runde entschied über Gold und Silber. Hinz lief allein und gab alles, was sie hatte, bis sie endlich die Ziellinie erreichte und die deutschen Fans in Ekstase versetzte. Im Ziel hielt sie ihre Skier jubelnd nach oben und strahlte vor Freude, denn sie dachte, sie hätte Gold bereits sicher. Wierer raste jedoch über die Schlussrunde, lag bei Zeitmessungspunkt 13,6km allerdings immer noch 2,1 Sekunden zurück. 300 Meter vor dem Ziel kämpfte sie sich bis auf eine Sekunde heran. Jetzt hielt die Italienerin nichts mehr. Sie zündete den Turbo, gab Vollgas und erkämpfte sich vor den Augen der frenetisch jubelnden italienischen Fans Gold, knapp vor Hinz und Olsbu Røiseland.
 
„Mit den Besten mithalten“
Vanessa Himz sagte, dass sie bis vor kurzem nicht auf Topniveau hatte mithalten können. „Der Saisonstart war hart… Nach Ruhpolding hatte ich dann endlich wieder das Gefühl, mit den Besten mithalten zu können! Es wurde immer besser. Wir hatten eine perfekte WM-Vorbereitung in Ridnaun. Das ganze Team hat sich gegenseitig motiviert. Wir lieben Antholz. Denises Silbermedaille war eine große Motivation für die gesamte Mannschaft. Und heute bin ich überglücklich.“
 
Beste 15 km der Karriere
Olsbu Røiseland zeigte den besten Einzel ihrer Karriere und war sehr stolz auf ihr Rennen. „Ich freue mich sehr über meine heutige Leistung. Die 15 km waren viele Jahre nicht meine Lieblingsdistanz. Das ist mein erster Treppchenplatz und ich habe zum ersten Mal in diesem Jahr 18 von 20 Scheiben getroffen. Ich bin überglücklich. Zuvor habe ich im Einzel viele Fehler geschossen. Heute war ich hoch motiviert, eine gute Leistung zu zeigen. Ich wusste, ich konnte bessere Ergebnisse abliefern, als ich in den vergangenen Jahren gezeigt habe. Ich bin so froh über dieses Rennen und über meine Bronzemedaille!“
Quelle: biathlonworld.com
 

Mit nur einem Schießfehler bei 20 Schuss sicherte sich Vanessa Hinz die Silbermedaille, 2,2 sek. hinter der Siegerin Dorothea Wierer.
Ein starkes Rennen lieferte auch Franziska Preuss ab, landete nach 2 Strafminuten auf Platz 5.
Die mit der schnellsten Laufzeit hochfavorisierte Denise Herrmann leistete sich mit 4 Fahrkarten zu viele Strafminuten, landete mit einem Rückstand von 1:40,9 auf Platz 12
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Auch für Karolin Horchler, mit 3 Strafminuten, waren dies zu viele Schießfehler um ganz vorne reinzulaufen. Am Ende stand Platz 26 mit einem Rückstand von 3:22,2.

geschrieben: 18. Februar 2020 - 21:29 ; letzte Änderung: 27. Februar 2020 - 14:29