WM Östersund, Verfolgungsgold an Außenseiter Dmytro Pidruchnyi

Event-Datum: 
Sonntag, 10 März, 2019
Verfolgungsgold an Außenseiter Dmytro Pidruchnyi 
Einen Tag nachdem der ukrainische Außenseiter Dmytro Pidruchnyi seine bisherige Bestplatzierung mit einem vierten Platz im Sprint bestätigt hatte, gewann er heute bei der IBU WM mit zwei Fehlern in 31:54,1 Gold in der Verfolgung. Für den 27-Jährigen, bisher ein unbeschriebenes Blatt, war es der erste Podestplatz auf Weltcupniveau und damit natürlich auch die erste IBU WM-Medaille. Der Norweger Johannes Thingnes Boe holte mit fünf Fehlern und 8,3 Sekunden Rückstand Silber. Quentin Fillon Maillet aus Frankreich sicherte sich am zweiten Tag die zweite Bronzemedaille mit drei Fehlern und 17,7 Sekunden Rückstand.
 
„Kann nicht glauben, dass ich gewonnen habe“
Pidruchnyi konnte gar nicht recht fassen, was ihm da gelungen war. „Im Moment kann ich noch gar nicht glauben, dass ich eine Medaille gewonnen habe, eine Goldmedaille. Ich kann nicht glauben, dass ich jemandem wie Johannes eine Medaille weggeschnappt habe.“
Auf der letzten Runde war er besorgt, dass der flinke Norweger ihm den Sieg noch nehmen würde. „Die letzte Runde war für mich völlig verrückt. Ich habe versucht, das Maximum zu geben. Ich habe so hart gekämpft, wie ich konnte, weil Johannes hinter mir war und der echt stark ist.“
Platz vier ging an Johannes‘ älteren Bruder Tarjei mit einem Fehler und 18,1 Sekunden Rückstand. Fillon Maillets Mannschaftskamerad Martin Fourcade konnte sich mit zwei Fehlern und 27,8 Sekunden Rückstand auf Platz fünf vorarbeiten. Der Lette Andrejs Rastorgujevs schaffte eine IBU WM-Bestleistung auf Platz sechs mit einem Fehler und 40,8 Sekunden Rückstand.
 
Johannes ganz allein
Bis die Männer drei Stunden nach den Frauen an den Start gingen, hatte der Himmel etwas aufgeklart und nur noch vereinzelte Schneeflocken wirbelten herum, aber der tückische Wind am Schießstand blieb. Wie in so vielen Verfolgern lief Johannes die ersten Runde allein, schoss im ersten Liegendanschlag fehlerfrei und war weg, bevor irgendjemand sonst auf der Matte lag. Hinter ihm blieben viele Scheiben stehen. Fourcade schaffte es mit ruhigem Tempo und fünf Treffern auf Rang zwei, aber mit 39 Sekunden Rückstand. Sieben Sekunden hinter ihm lief Loginov. Auch Erik Lesser traf alles und lag auf Rang vier, aber mit 52 Sekunden Rückstand.
 
Vorsprung wächst
Auf der zweiten Runde wuchs Johannes‘ Vorsprung weiter an. Diesmal verfehlte er beim zweiten Schuss, war aber schon halb durch die Strafrunde, bis Fourcade an den Schießstand kam und erneut alles traf. Loginov tat es ihm gleich, wie auch Lesser und Benjamin Weger. Sie gingen zusammen auf die Strecke, jetzt 35 Sekunden hinter dem Norweger.
 
Vierergruppe mit Pidruchnyi
Der Führende verfehlte erneut, was aber bei einem Vorsprung von knapp einer Minute wenig ausmachte. All vier in der Verfolgergruppe mussten mit zwei oder mehr Fehlern in die Strafrunde. Tarjei blieb noch einmal ohne Fehler, wie auch Guigonnat, und die beiden lagen nun auf drei und vier, knapp hinter Pidruchnyi, der zuvor schon zweimal verschossen hatte. Fillon Maillet komplettierte nach zwei Fehlern im Liegen diese Vierergruppe, die allesamt vor dem letzten Stehendschießen noch Medaillenchancen hatten.
 
Drei Fehler für Johannes; Pidruchnyi übernimmt das Kommando
Im letzten Stehendschießen wurde noch mal gewaltig umsortiert. Johannes, der eine Minute Vorsprung hatte, verfehlte dreimal und öffnete die Tür für seine Verfolger. Der Ukrainer schoss schnell, traf und ging in Führung. Mit noch 2,5 km bis zum Ziel hatte er 15 Sekunden Vorsprung auf den Sprintweltmeister. Fillon Maillet und Tarjei verfehlten je einmal und lagen nun auf den Rängen drei und vier mit 24 Sekunden Rückstand, dahinter Fourcade mit 31 Sekunden Rückstand. 
 
Kampf um Bronze
1200 Meter vor dem Ziel holte zwar Johannes auf, aber nicht schnell genug. Pidruchnyi lief den Sieg unaufhaltsam ins Ziel und sicherte sich seine erste IBU WM-Medaille: Gold. Johannes folgte mit einem alles andere als zufriedenen Gesichtsausdruck auf Platz zwei. Fillon Maillet hatte sich bis Kilometer 11,3 auf Rang drei vorgekämpft, hatte aber Tarjei an den Skienden kleben. Sie blieben auch an der letzten Abfahrt noch dicht zusammen, bis sich der Bronzegewinner aus dem Sprint vor den norwegischen Routinier schob und sich die zweite IBU WM-Bronzemedaille sicherte.
 
Johannes sehr enttäuscht
Über seinen Tag sagte der Mann im gelben Trikot später, reichlich aufgewühlt: „Das ist eben Biathlon. Natürlich habe ich gedacht, dass ich heute große Chancen auf den Sieg habe und ich bin sehr enttäuscht ... Ich kann das Resultat und meine schweren Fehler nicht mehr ändern. Glückwunsch an Pidruchnyi zu seinem WM-Titel. Ich hoffe, dass mich das wütend und entschlossen macht, wenn es in die nächsten Rennen geht.“
 
„Rennen ist nicht vorbei, bis du im Ziel bist“
Fillon Maillet, der im ersten Liegendanschlag zweimal verfehlt hatte, wusste, dass es bis ins Ziel noch weit ist. „Es war ein schlechter Start für mich, dass ich im Liegendanschlag verschossen habe. Ich wusste, das Rennen ist nicht vorbei, bis du im Ziel bist. Es war ein gutes Duell mit Tarjei Boe. Ich bin sehr zufrieden mit dem heutigen Tag, aber ein bisschen traurig, denn mit dem letzten Fehler (im letzten Stehendschießen) habe ich vielleicht den Sieg verpasst.
Quelle: de.biathlonworld.com
 
Die deutschen Biathleten vergaben bessere Platzierungen am Schießstand.
Erik Lesser mit Startnummer 8 anfänglich noch gut im Rennen, beide Liegendschießeinlagen fehlerfrei, vergab im Stehendanschlag seine Chancen auf einen Podestplatz mit 3 Strafrunden, landete als bester Deutscher auf Platz 11, Rückstand 1:03,3 min.
Benedikt Doll, Startnummer 11, lieferte wieder eine sehr gute Laufleistung ab musste sich jedoch nach insgesamt 4 Strafrunden mit Platz 12 begnügen, Rückstand 1:12,3 min.
Direkt dahinter, mit Platz 13, lief Arnd Peiffer ins Ziel. Mit Startnummer 9 gestartet, leistete er sich je Schießeinlage eine Strafrunde und landete auf Platz 13, Rückstand 1:18,7 min.
Auch für Philipp Nawrath, am Vortag mit einem sehr guten WM-Einstand, lief es heute am Schießstand nicht gut. Gestartet mit Nummer 12 ließ es gleich bei der ersten Schießeinlage 3 Scheiben stehen, fiel aussichtslos zurück. Mit insgesamt 5 Strafrunden und einem Rückstand von 1:58,8 min. landete er auf Rang 21.
Johannes Kühn, Startnummer 23, kam gut ins Rennen, die erste Schießserie blieb ohne Fehler. In Runde zwei musste er dann einmal in die Strafrunde. Das erste Stehendschießen klappte nicht besonders gut, drei Strafrunden waren die Folge, gefolgt von Strafrunde fünf und sechs nach dem letzten Schießen. Platz 24 mit einem Rückstand von 2:10 min das Endergebnis.
geschrieben: 11. März 2019 - 10:47