Soldier Hollow; Erster Weltcupsieg für Vetle Sjaastad Christiansen im Sprint, Roman Rees auf Drei.

Event-Datum: 
Freitag, 15 Februar, 2019
Soldier Hollow, Sprint der Herren über 10 km
Dem Norweger Vetle Sjaastad Christiansen gelang heute im Sprint von Soldier Hollow mit fehlerfreiem Schießen in einer Zeit von 23:39,7 sein erster Weltcupsieg. Der Franzose Simon Desthieux schaffte es mit einer Strafrunde und 1,3 Sekunden Rückstand auf Platz zwei und damit zum ersten Mal in dieser Saison aufs Podest. Mit einer herausragenden letzten Runde erkämpfte sich der Deutsche Roman Rees den ersten Podestplatz seiner Karriere bei einer Strafrunde und 22,4 Sekunden Rückstand.
 
20 Jahre gewartet
Christiansen war hocherfreut über seinen ersten Sieg. „Für mich ist das unglaublich, ein emotionaler Moment. Ich mache Biathlon, seit ich sechs bin, man könnte also sagen, dass ich 20 Jahre auf diesen Moment gewartet habe. Es hat im Laufe der Jahre auch ein paar Tiefpunkte gegeben, aber hier auf Platz eins sind die jetzt alle vergessen.“
Weiter sagte er: „Als ich im Stehendanschlag alles getroffen hatte, habe ich gesehen, dass Johannes noch in der Strafrunde ist und dachte mir, vielleicht klappt es heute.“
Der Deutsche Erik Lesser blieb ohne Fehler, wurde aber mit 23 Sekunden Rückstand Vierter. Platz sechs ging an den Franzosen Quentin Fillon Maillet mit einem Fehler und 42,9 Sekunden Rückstand.
 
Sprinttitel an Johannes
Der Norweger Johannes Thingnes Boe wurde mit vier Fehlern und 41,5 Sekunden Rückstand Fünfter, doch hat er jetzt 394 Punkte, Alexander Loginov auf Rang zwei nur 264 Punkte. Damit hat der Norweger den Sprinttitel im Weltcup sicher in der Tasche. Es ist sein erster eindeutiger Sieg in einer Disziplin: In der letzten Saison hatte Johannes sich den Einzeltitel im Weltcup mit Martin Fourcade geteilt und beide Männer bekamen identische kleine Kristallkugeln.
 
Bewölkt und windig
Bei wolkenverhangenem Himmel hatte es in Soldier Hollow über Nacht stark geregnet. Heute klarte der Himmel mit ein paar Wattewolken und Sonnenschein auf, sodass die Temperaturen auf +6°C stiegen. Der Wetterumschwung brachte zwei neue Faktoren ins Spiel: Wechselnde Winde von links nach rechts und sogar von hinten, außerdem weichere Strecken bei wärmeren Temperaturen.
 
Johannes nach Liegendanschlag vorn
Bei munter tanzenden Windfahnen galt es im Liegendanschlag vor allem besonnen zu schießen. Viele Athleten korrigierten die Visierlinien, um sorgfältig eine Scheibe nach der anderen zu schließen.  Johannes setzte sich trotz allem auch diesmal wieder mit fünf Treffern vom Feld ab und hatte schon 16 Sekunden Vorsprung. Starter Nummer 33 und 34, Lesser und Christiansen, machten ihm das Kunststück zwar nach, lagen aber über 30 Sekunden hinter dem Mann in Gelb. Desthieux fiel mit einer Strafrunde weit zurück. Nachdem diese 34 Männer den Liegendanschlag hinter sich hatten, sollte das Rennen wohl im Stehendschießen entschieden werden.
 
Schießlotterie im Stehendanschlag
Das Stehendschießen war heute in vielerlei Hinsicht eher eine „Lotterie“. Manchmal machte der Wind eine Pause, und alle Scheiben fielen. Desthieux schoss sehr schnell und sorgfältig, um den Fehler im Liegendanschlag auszugleichen, was ihm die Führung einbrachte. Johannes mit Startnummer 31 schoss auf Bahn 30 und hoffte auf etwas Windschatten von der Wand. Der Wind heulte, während er schoss, und so gingen ganz vier Schüsse daneben, bevor er den letzten noch ins Schwarze setzte. Damit schien jede Hoffnung auf eine gute Platzierung dahin. Kurz danach setzte Christiansen fünf Treffer und ging mit 13,1 Sekunden Vorsprung auf die letzte Runde. Lesser machte es ihm nach und ging 5,3 Sekunden hinter ihm auf die Schlussrunde. Johannes lag trotz vier Strafrunden nur 47 Sekunden zurück. Der späte Starter Rees traf im Liegendanschlag alles und verfehlte im Stehendanschlag einmal, sodass er 24,2 Sekunden hinter Lesser auf die letzte Runde ging.
 
Schnelle Schlussrunden
Auf den letzten 3,3 km wurden die Podestplätze vergeben. Desthieux flog über die weitläufigen Strecken und lag wieder auf Rang eins. Christiansen konnte sein Tempo halten und sich vor den französischen Rivalen setzten.  Rees lief wie Desthieux eine atemberaubende letzte Runde, holte mit jedem Meter auf Lesser auf und schnappte sich zum Schluss noch Platz drei. Was den Mann in Gelb angeht: Er schaffte wie durch ein Wunder noch den Sprung von einem 10. Rang nach vier Schießfehlern im Stehendanschlag auf Platz fünf im Ziel!
 
Bestleistung wiederholt
Desthieux, der in dieser Saison bislang zwei vierte und einen fünften Platz als Bestleistung auf dem Zettel hatte, freute sich, seine Karriere-Bestleistung wiederholen zu können. „Ich bin einfach nur glücklich. Es ist schön, wieder hier zu sein.“ Zu seiner Strategie, mit der er die schnellste Schlussrunde ablieferte, sagte er weiter: „Die Strecken hier sind wegen der Höhe hart zu laufen und die Bedingungen waren nicht so gut. Ich bin also nicht mit Vollgas gestartet, um auf der letzten Runde noch Reserven zu haben.“
 
Roman Rees „Gigantisch“
Rees war fast schockiert über seinen ersten Podestplatz. „Das ist ein gigantischer Tag für mich, weil ich nicht damit gerechnet habe. Ich habe mich stark gefühlt, und die Anstiege fühlten sich leicht an. Ich wusste, dass ich nach dem Stehendschießen auf Rang vier lag, aber ich kannte die Abstände nicht. Am letzten Anstieg haben mir die Trainer gesagt, dass es nur 3 Sekunden sind und dass ich alles geben soll... Manchmal klappt es einfach!“
Quelle: biathlonworld.com
geschrieben: 17. Februar 2019 - 16:55