Oslo, Rekord: Fünfzehnter Weltcupsieg für Johannes Thingnes Boe im Verfolger

Event-Datum: 
Samstag, 23 März, 2019
Johannes Thingnes Boe aus Norwegen hat trotz drei Fehler Martin Fourcade übertrumpft. Der Franzose stellte einen Rekord über 14 Weltcupsiege in einer Saison auf. Mit seinem Triumph in der Verfolgung der Herren am Holmenkollen in Oslo in 32:15,6 schaffte Boe seinen 15. Saisonsieg an diesem Nachmittag. Sein älterer Bruder Tarjei schoss einen Fehler und schnappte sich Platz zwei, 13,9 Sekunden hinter Johannes. Arnd Peiffer aus Deutschland verfehlte ebenfalls eine Scheibe, zog auf der letzten Runde aber noch einmal das Tempo an und sicherte sich Rang drei mit einem Rückstand von 18,2 Sekunden.
 
Große Errungenschaft
Johannes sagte über seinen historischen fünfzehnten Sieg: „Das ist eine große Errungenschaft. Wenn man in einem Sport Geschichte schreibt, weiß man, dass man etwas richtig gemacht hat. Biathlon hat viele Legenden vor mir gesehen. Eine von ihnen zu werden ist sehr interessant. Das war ein guter Tag.“
Johannes’ Start-Ziel-Sieg ist gleichzeitig sein fünfter Verfolgungssieg der Saison und bescherte ihm die kleine Kristallkugel in der Disziplinwertung. Seine dritte in dieser Saison.

Brüder und Weltcupgesamtsieger
Die Boes sind die ersten Brüder, die beide in ihrer Karriere den Weltcupgesamtsieg geholt haben. Johannes sagte: „Es ist eine tolle Leistung. Vor Martin war Tarjei der letzte Weltcupgesamtsieger. Das zu schaffen, was mein Vorbild Tarjei schon erreicht hat, ist super.“
 
Mehr Kristall für Norwegen
Das norwegische Team fügte seiner Sammlung noch mehr Kristallkugeln hinzu – für den Sieg in der Staffel- und der Mixed-Staffel-Wertung.
Felix Leitner aus Österreich war der einzige fehlerfreie Athlet des Feldes und schaffte mit Rang vier eine persönliche Bestleistung, 22,1 Sekunden hinter Johannes. Der Norweger Vetle Sjaastad Christiansen musste zweimal in die Strafrunde und kam mit einem Rückstand von 51,1 Sekunden auf Platz fünf. Sechster wurde der zweitplatzierte aus dem Sprint, Lukas Hofer aus Italien, mit zwei Fehlern und einem Rückstand von 57,1 Sekunden.

Schatten am Nachmittag
Obwohl sich am Nachmittag bereits Schatten über den Schießstand legten, blieben die Bedingungen im Vergleich zum Damenrennen weitgehend konstant. Der letzte Verfolger der Saison wurde an einem frühlingshaften Tag ausgetragen. Wie zuvor Kuzmina ging auch Johannes mit Vollgas ins Rennen, baute seinen 31-sekündigen Vorsprung aus und blieb fehlerfrei, obwohl die Windfahnen leicht flatterten. Hofer, Doll und Tarjei zogen nach und gingen 47, 49 und 52 Sekunden hinter Johannes zurück auf die Strecke.
 
Rasten
Johannes ließ läuferisch nicht nach und baute seinen Vorsprung weiter aus auf 53 Sekunden. Der Wind nahm beim zweiten Liegendschießen etwas zu. Johannes drehte, verfehlte aber dennoch zwei Scheiben, bevor er erneut rastete. Dann traf er die letzten beiden Schuss. Hofer blieb fehlerfrei, ebenso Tarjei. Sie gingen zusammen aus dem Stadion, nur noch 16 Sekunden hinter Johannes. Peiffer, Christiansen und Leitner folgten mit einem Abstand von 24 Sekunden.
 
Johannes und Tarjei
Johannes machte nur wenige Sekunden gut, bevor er zum ersten Stehendschießen kam. Er traf, ebenso wie Tarjei. Nun lagen die Brüder hintereinander, während Hofer ebenfalls in die Strafrunde musste. Leitner blieb fehlerfrei und ging als Dritter auf die Schlussrunde, 43 Sekunden hinter Johannes. Ihm folgten Christiansen und Sprintolympiasieger Arnd Peiffer.
 
Eine Strafrunde
Vor dem letzten Stehendschießen baute Johannes seinen Vorsprung auf Tarjei leicht aus. Er hatte Probleme mit dem Wind und verfehlte eine Scheibe. Tarjei tat es ihm gleich. Die Brüder behaupteten dennoch die beiden vorderen Plätze. Der junge Österreicher leistete sich auch beim letzten Anschlag keinen Fehler und lag 24 Sekunden hinter Johannes. Peiffer war ihm dicht auf den Fersen.
 
Mit norwegischer Flagge und dem Bruder im Arm
Johannes zog noch einmal kurz das Tempo an, um seinen Zieleinlauf im Stadion ausgiebig genießen zu können. Auf dem Streckenabschnitt hinter dem Schießstand nahm er die norwegische Fahne von einem Fan entgegen, streckte die Arme auf der letzten Brücke aus und schwenkte die Flagge Richtung Tribüne. Im Ziel wartete er auf Tarjei und umarmte seinen Bruder. Peiffer überholte Leitner auf der letzten Runde und sicherte sich Rang drei.
 
Ruhetage haben geholfen
Tarjei war erkältet gewesen und sagte, dass ihm die Ruhetage wahrscheinlich geholfen haben. „Das Ende der Saison ist anders als der Start. Jeder ist müde. Eine kleine Erkältung ist da gar nicht so schlecht. Man kann sich zu Hause entspannen. Ich brauchte gestern ein Rennen, um wieder reinzukommen. Heute lief es super.“
 
Nur 88%
Peiffer schaffte seinen fünften Treppchenplatz in einem Einzelrennen in dieser Saison und konnte nur eins seiner Saisonziele nicht erreichen: „Ich weiß, dass ich nicht um Kristallkugeln kämpfen kann, aber ich kann das Podest schaffen und um Medaillen kämpfen. Deshalb bin ich zufrieden mit meiner Saison. Ich wollte 90% Trefferquote erreichen, liege aber nur bei 88%. Das ist das einzige Saisonziel, dass ich verpasst habe.“
 
Simon Fourcade beendet Karriere
Nach dem heutigen Verfolger beendete der Franzose Simon Fourcade offiziell seine Karriere. Vor 16 Jahren, 2003, war er IBU Juniorenweltmeister geworden. Obwohl der ältere der Fourcade-Brüder nie einen Weltcup gewann, war er bei sechs siegreichen Staffeln und zwei Mixed-Staffeln dabei. Voller Emotionen sagte er über seinen Rückzug aus dem Sport, der ihm über die Jahre alles bedeutet hatte: "Biathlon ist ein Hauptteil meiner Lebensgeschichte. Ich habe die besten Jahre meines Lebens damit verbracht. Danke an alle... Es ist schwer, sich zurückzuziehen, aber ich bin sicher, dass ich der Biathlonwelt nicht komplett den Rücken kehren werde. Jeder hier war ein Teil meiner Geschichte. Vielen Dank."
Quelle: de.biathlonworld.com

Benedikt Doll lief eine gute erste Runde, schoss die erste Serie fehlerfrei. In den nächsten drei Runden musste er jedoch jeweils eine Strafrunde mitnehmen und landete mit einem Rückstand von 57,4 sek. auf Platz 7.
Lucas Fratzscher musste im ersten Stehendanschlag eine Strafrunde hinnehmen, und kam mit einem Rückstand von 1:49 min. als 15. ins Ziel.
Für Erik Lesser lief es am Schießstand nicht so gut. Mit insgesamt vier Strafrunden landete er mit einem Rückstand von 2:37,5 min. auf Platz 24.
Für Johannes Kühn, Philipp Nawrath und Philipp Horn lief es am Schießstand noch schlechter. Johannes mit 5 und die beiden Philipps mit sogar sieben Strafrunden vergaben damit ihre Chancen auf bessere Platzierungen und landeten auf den Plätzen 32, 37 und 53.
geschrieben: 24. März 2019 - 18:21