Johannes Thingnes Boe holt Verfolgungssieg in Le Grand Bornand

Event-Datum: 
Samstag, 21 Dezember, 2019
Johannes Thingnes Boe holt Verfolgungssieg in Le Grand Bornand auf der Schlussrunde
 
Das letzte Stehendschießen verließ der Norweger Johannes Thingnes Boe in der Verfolgung der Männer heute Nachmittag fast zeitgleich mit dem fehlerfreien Franzosen Quentin Fillon Maillet. Mit einer gnadenlos schnellen letzten Runde konnte sich der Mann im gelben Trikot beim zweiten Verfolger der Saison den zweiten Sieg sichern. Der norwegische Star kam nach einem Fehler in einer Zeit von 30:07,8 ins Ziel, Fillon Maillet 22 Sekunden dahinter. Der Norweger Vetle Sjaastad Christiansen zog nach nur einem Fehler auf der letzten Runde an Mannschaftskamerad Tarjei Boe vorbei, um sich mit genau einer Minute Rückstand Platz drei zu sichern.
 
Schneller geschossen als Quentin
Der Sieger sagte zum Schießduell mit Fillon Maillet: „Ich habe versucht, im gleichen Tempo wie Quentin zu schießen. Im ersten Stehendschießen war er schneller als ich, also musste ich das Tempo etwas anziehen, um seinem Rhythmus zu folgen und mir einreden zu können, die Zuschauer würden mich auch anfeuern. Ich glaube, es war gut, (zu Beginn der letzten Runde) ein paar Zehntel vor ihm statt ein paar Zehntel hinter ihm zu liegen.“
Später fügte er hinzu: „Ich musste besser schießen als im Sprint. Ich war nicht entschlossen oder fokussiert genug. Heute war ich ab morgens voll bei der Sache, und das Rennen hat sich dann auch besser angefühlt.“
 
Tarjei Boe wurde mit zwei Fehlern und 1:01,7 Rückstand Vierter. Der Deutsche Benedikt Doll landete nach drei Fehlern mit 1:23,8 Rückstand auf Platz fünf, Platz sechs ging an Emilien Jacquelin aus Frankreich mit zwei Fehlern und 1:32,3 Rückstand.
 
Blauer Himmel, Menschenmassen
Der Regen war weitergezogen, und so strahlte der Himmel über den umliegenden Gipfeln heute bei Temperaturen über Null und kaum spürbarem Wind tiefblau. Bei diesem milden Wetter strömten die Fans massenweise ins Stadion, und entlang der Strecke standen die Zuschauer stellenweise in Fünferreihen. Auf der ersten Runde führte der Sprintsieger Doll, gejagt von einer Fünfergruppe um Johannes und Tarjei. Im ersten Liegendschießen setzte Doll fünf flinke Treffer und verteidigte die Führung mit 9 Sekunden Vorsprung vor Fillon Maillet und Tarjei. Der Mann im gelben Trikot verfehlte einmal und fiel mit 25 Sekunden Rückstand auf Platz vier zurück.
 
Führungstrio
Doll setzte im zweiten Liegendanschlag gleich den ersten Schuss daneben und verlor die Führung an die Boe-Brüder, die zusammen mit Fillon Maillet auf den Rängen 1, 2 und 3 wieder auf die Strecke gingen. Der Deutsche lag mit nur 12 Sekunden Rückstand aber noch gut im Rennen. Dahinter folgte ein norwegisches Trio: Johannes Dale, Erlend Bjøntegaard und Christiansen.
 
Schießen im Einklang
Die führende Dreiergruppe kam zusammen zum ersten Stehendschießen und schoss im Einklang. Tarjei patzte einmal, während Lokalmatador Fillon Maillet seine letzte Scheibe wenige Sekunden vor Johannes schloss. Sie gingen wieder gemeinsam auf die Strecke, dahinter der ältere Boe-Bruder mit 19 Sekunden Rückstand und Doll mit 36 Sekunden Rückstand auf den Führenden.
 
Letztes Stehendschießen: Schuss um Schuss

Ihr letztes Schießen gingen der Mann in Gelb und sein französischer Rivale an wie ein Wettschießen auf dem Jahrmarkt: Schuss um Schuss ging bei beiden scheinbar mühelos ins Schwarze. Der Norweger traf die letzte Scheibe einen Sekundenbruchteil früher und ging mit gerade einmal zwei Zehnteln Vorsprung auf die letzten 2,5 Kilometer. Johannes sagte zur vierten Runde: „Quentin und ich haben auf der vierten Runde gut zusammengearbeitet, um uns die Rivalen vom Leib zu halten. Wir hatten ein gutes Tempo drauf und haben auch beide alles getroffen. Ich glaube, es war für uns beide ein guter Plan, aber für mich ist es heute auf der Strecke fantastisch gelaufen, also hatte ich vielleicht... auf der letzten Runde ein kleines bisschen mehr Kraft als Quentin.“
 
Turbo zugeschaltet
Sobald die beiden Führenden aus dem Stadion raus waren, schaltete Johannes den Turbo zu und verschaffte sich bis zur nächsten Zwischenzeit einen Vorsprung von 11 Sekunden, womit sein Sieg über Fillon Maillet praktisch besiegelt war. Einen Kilometer vor dem Ziel hatte er schon 22 Sekunden Vorsprung. Tarjei lag zwar noch auf Rang drei, wurde aber von Christiansen gejagt. Auf dem letzten kleinen Anstieg vor dem Ziel zog Christiansen in einem vernichtenden Angriff am Mannschaftskameraden vorbei ins Ziel und aufs Podest.
 
„Musste ihn heute schlagen“
Christiansen erklärte, wie er den Tag und die letzte Runde angegangen war. „Es war insgesamt ein sehr gutes Rennen. Siegfried hatte uns gestern gesagt, dass wir uns das Rennen einteilen müssen: Erst den Liegendanschlag absolvieren, und wenn es dann ans Stehendschießen geht, beginnt ein neues Rennen. Ich habe im ersten Stehendschießen verfehlt... aber ich war noch im Spiel. Das letzte Stehendschießen ist sehr wichtig. Ich weiß, man soll nicht nach den anderen schauen, aber ich hatte gehört, dass Tarjei verfehlt hatte und habe gedacht, das ist jetzt meine Chance... Der letzte Kilometer war der Wahnsinn. In Östersund hat er mich vor einigen Jahren in einem Sprint geschlagen und hat mich seitdem damit aufgezogen, also musste ich ihn heute schlagen!“

Johannes zu schlagen ist „ein bisschen kompliziert“
Fillon Maillet erklärte, dass Johannes zu schlagen heute eine große Herausforderung gewesen war. „Wir haben auf der 4. Runde zusammengearbeitet, aber er ist sehr schnell gelaufen. Ich wusste, wenn Johannes im letzten Stehendschießen nicht verfehlt, wird es ein bisschen kompliziert, den Sieg zu holen. Das ist ein ganz anderes Spiel...“
Quelle: biathlonworld.com
 
Die deutschen Biathleten haben sich im Verfolger mannschaftlich wacker geschlagen, auch wenn der mit Startnummer eins gejagte Benedikt Doll nach insgesamt 3 Strafrunden auf Platz 5 gelandet ist. Arnd Peiffer, Startnummer 21, konnte sich nach einer Strafrunde auf Platz 9 vorarbeiten. Simon Schempp, Startnummer 32, lieferte ein bravouröses Rennen ab, konnte heute auch läuferisch, mit der fünftbesten Laufzeit, gut mithalten, traf alle 20 Scheiben, und konnte noch auf Rang 10 vorlaufen. Auf Platz 11 landete Philipp Horn, gestartet mit Nummer 25, leistete sich nur eine Strafrunde, freute sich nach dem Zieleinlauf sichtlich. Johannes Kühn, als 14. gestartet, räumte im Liegendanschlag alle Scheiben ab, musste dann jedoch im Stehendanschlag insgesamt sechs Strafrunden drehen, landete auf Platz 23.
Kommentar Simon Schempp: „Ich musste es heute auch über den Schießstand machen, läuferisch war es hintenraus sehr zäh, aber ich habe sehr viele Plätze gut gemacht. Mit viermal Null, ist immer wünschenswert, nimmt man sich immer vor, hat heute Gott sei Dankt funktioniert.“
„Habe in letzter Zeit sehr viele Fehler am Schießstand gemacht, war läuferisch auch nicht so gut unterwegs wie ich  mir das gerne wünschen würde, und heute sind am Schießstand mal 100 % gefallen, dann geht es weit nach vorne.“
geschrieben: 21. Dezember 2019 - 20:38 ; letzte Änderung: 19. April 2024 - 11:21