Johannes Thingnes Boe führt Norwegen in Ruhpolding zum Staffelsieg

Event-Datum: 
Freitag, 18 Januar, 2019
Johannes Thingnes Boe war Schlussläufer der norwegischen Herrenstaffel und holte sich zusammen mit Lars Helge Birkeland, Vetle Sjaastad Christiansen und Tarjei Boe an diesem Nachmittag den Sieg über 4x7,5km in Ruhpolding. Die Norweger brauchten insgesamt acht Nachlader und kamen in 1:09:54,2 ins Ziel. Es war ihr fünfter Staffelsieg in Folge. Johannes überholte 800 Meter vor dem Ziel Benedikt Doll und verwies Deutschland so auf Platz zwei. Die Deutschen brauchten sechs Nachlader und lagen im Ziel 13,5 Sekunden zurück. Dritter wurde Frankreich mit neun Nachladern und einem Rückstand von 26,2 Sekunden.
 
Johannes in „Angst daneben zu schießen“
Obwohl er im Moment der Topathlet des Biathlonsports ist, fühlte Johannes am Schießstand einigen Druck und überlegte lange, wo er seinen finalen Angriff starten sollte. „Heute hatte ich Angst daneben zu schießen, als ich an den Schießstand kam… Manchmal kann man seine Gefühle nicht erklären, man will nur sein Bestes geben. Ich war so glücklich, als die letzte Scheibe fiel. Ich fühlte mich (auf der Schlussrunde) sehr stark… Ich wusste nicht, wo ich attackieren sollte, probierte es dann am Anstieg und es hat geklappt.“
Obwohl sich Johannes ein wenig unsicher war, vertrauten ihm seine Mannschaftskameraden voll und ganz. Birkeland sagte: „Wir haben großes Vertrauen in unsere Mannschaft und wir haben unseren Superstar Johannes als Schlussläufer.“
 
27 Mannschaften
Gerade einmal 24 Stunden nach dem nach hinten verlegten Sprint mussten die Herren erneu ran: 27 Mannschaften gingen bei der dritten Staffel der Saison an den Start. Die Sonne wurde immer einmal wieder von Wolken verdeckt, sodass die Temperaturen nicht über den Gefrierpunkt stiegen. Die Windfahnen am Schießstand hingen schlaff herunter.
 
Sechs Teams
Die erste Runde war sehr ausgeglichen. Nur zwei Mannschaften, Belgien mit Michi Rösch im letzten Weltcuprennen seiner Karriere und Deutschland mit Roman Rees, räumten alle 10 Scheiben ab. Alle anderen mussten nachladen. Sechs Mannschaften kamen zeitgleich zum ersten Wechsel: die Ukraine, Frankreich, Schweden, Norwegen, Tschechien und Deutschland – in dieser Reihenfolge.
 
Frankreich und Norwegen
Martin Fourcade ging schnell in Führung, doch kurz vor dem Liegendschießen schob sich Christiansen nach vorn und nahm Schießbahn eins ein. Er blieb fehlerfrei und ging als Erster zurück auf die Strecke, dicht gefolgt von Evgeniy Garanichev. Die ersten sechs Mannschaften hatten einen Abstand von 24 Sekunden. Stehend arbeitete sich Fourcade wieder auf Platz zwei nach vorn. Vetle Sjaastad Christiansen brauchte einen Nachlader, während der französische Topathlet alle Scheiben sofort traf. Durch nur eine Sekunde getrennt verließen Norwegen und Frankreich 12 Sekunden vor dem Rest des Feldes den Schießstand.
 
Nachlader für Tarjei
Christiansen gab Tarjei Boe einen Vorsprung von 5,2 Sekunden mit auf den Weg. Quentin Fillon Maillet folgte. 24 Sekunden dahinter führte Schweden eine Gruppe von sechs Mannschaften an. Tarjei blieb liegend fehlerfrei, während Fillon Maillet nachladen mussten. Fünf andere Mannschaften schoben sich nun nach vorn. Sie liefen in einer Gruppe, 30 Sekunden hinter dem Führenden. Dominik Landertinger schaffte den größten Sprung: von Platz 9 auf Rang 5. Tarjei verspielte seine große Führung durch zwei Nachlader und gab Peiffer, Ponsiluoma und dem erfahrenen Österreicher die Chance auf die Führung. Alle gingen innerhalb von 14,9 Sekunden auf ihre letzte Runde. 
 
„Juniorenathlet“
Der ältere der Boe-Brüder erklärte seine Fehler: „Staffeln sind wirklich hart. Man will eine Lücke reißen, aber wenn man mit Vorsprung unterwegs ist, ganz allein, kann man sich leicht verlieren. Genau das ist passiert. Auf der letzten Runde mit Arnd und Landi sah ich aus wie ein Juniorenathlet!“
 
Johannes und Benedikt
Die Gruppe holte Tarjei ein. Er übergab gerade einmal 0,6 Sekunden vor Österreich an Joahnnes. Für die Österreicher war nun Julian Eberhard auf der Strecke; für Deutschland Benedikt Doll. Das Trio blieb bis zum Schießstand zusammen. Johannes räumte liegend alle Scheiben, während Doll einmal nachladen musste und 3 Sekunden zurückfiel. Johannes zündete schließlich den Turbo und baute seinen Vorsprung auf mehr als 10 Sekunden aus. Beide schossen stehend gemeinsam. Aufgrund von drei Nachladern eröffnet Johannes Doll, der nur einen Fehler schoss, die Chance auf den Sieg.
 
Explosiv zum Sieg
Beide gingen zusammen auf die Schlussrunde, gefolgt von Eberhard und Desthieux, die um Platz drei kämpften. Am steilsten Anstieg attackierte Johannes. 15 Sekunden lang gab er Vollgas und riss so die nötige Lücke für den Sieg. Doll fuhr Platz zwei sicher nach Hause.
 
Tolles Rennen
Arnd Peiffer sagte, dass der Tag viel Spaß gemacht hätte, auch wenn die Deutschen am Ende „nur“ auf Platz zwei gelandet sind. „Es war ein tolles Rennen. Spannend für die Zuschauer und es hat Spaß gemacht… Ich lief gegen Landi und es war ein tolles Gefühl, die Lücke zu schließen und mit den beiden anderen Mannschaften zum Wechsel zu kommen.“
 
Laute Massen
Desthieux brauchte stehend zwei Nachlader und gab später zu, dass die Lautstärke der Massen ihn abgelenkt habe: „Mein Stehendschießen war nicht so gut, weil Benni den letzten Schuss ins Schwarze setzte und ohrenbetäubender Jubel im Stadion aufbrandete. Ein seltsamer Moment.“
Text-Quelle: http://de.biathlonworld.com
geschrieben: 20. Januar 2019 - 11:18